Microsoft konkretisiert Hyper-V-Pläne für Windows 8

Das Gerücht, dass die Virtualisierungsplattform Hyper-V mit Windows 8 auch auf dem Desktop Einzug hält, gab es schon länger. Nun hat Microsoft das bestätigt und erste Details dazu bekannt gegeben.

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Das Gerücht, dass die Virtualisierungsplattform Hyper-V, die bislang den Server-Versionen von Windows vorbehalten war, mit Windows 8 auch auf dem Desktop Einzug hält, gab es schon länger. Nun hat Microsoft das in einem Blog-Eintrag bestätigt und erste Details dazu bekannt gegeben. Hyper-V wird sich einfach als Windows-Funktion nachinstallieren lassen, sofern der PC die richtigen Voraussetzungen erfüllt: Er muss über mindestens 4 GByte Hauptspeicher verfügen und braucht eine 64-Bit-Variante von Windows 8.

Zudem ist nicht nur eine x64-CPU nötig, sondern ein jüngerer Prozessor mit Hardware-Unterstützung für Virtualisierung – also AMD-V beziehungsweise VT-x – inklusive Second-Level Address Translation (SLAT). SLAT nennen die CPU-Hersteller AMD und Intel leider jeweils anders. AMD spricht von Rapid Virtualization Indexing (RVI) oder Nested Page Tables, Intel von Extended Page Tables (EPT). Dahinter steckt aber in beiden Fällen ähnliche Technik: Hardware im Prozessor (beziehungsweise in der Memory Management Unit/MMU) übernimmt die Verwaltung der Speicheradressen virtueller Maschinen (VMs). Das verringert nicht nur die CPU-Auslastung, sondern schottet im Prinzip auch die vom Hypervisor vergebenen Speicherbereiche virtueller Maschinen stärker voneinander ab als eine Software-Lösung.

Wenn Hyper-V installiert ist, liegt unter Windows zwar der Hyper-V Virtualization Layer, doch die Root-VM hat direkten Zugriff auf die gesamte Hardware. Als Folge davon laufen Programme, die direkten Zugriff auf die Hardware erfordern, weiter problemlos – etwa 3D-Spiele –, doch bei zeitkritischen Anwendungen könnte es Probleme geben, falls kurze Latenzzeiten "unter 10 Millisekunden" nötig sind. Somit dürfte der Hyper-V-Einsatz etwa bei der Musikproduktion nicht funktionieren.

Im Hyper-V-Manager lassen sich virtuelle Maschinen (VMs) ähnlich leicht erstellen wie von herkömmlichen Desktop-Virtualisierungslösungen wie Virtual Box oder VMware Player her gewohnt. Als Gäste in den VMs unterstützt Windows 8 32- und 64-Bit-Betriebssysteme, welche genau ist noch nicht bekannt.

Hyper-V kann den VMs den Arbeitsspeicher innerhalb festlegbarer Grenzen dynamisch zuweisen. Wenn eine VM also mehr Speicher braucht, bekommt sie ihn, wenn weniger reicht, knappst Hyper-V wieder welchen ab. VMs lassen sich zudem im laufenden Betrieb auf andere Rechner schieben.

Auf eine VM greift man wahlweise per Remote Desktop Connection (RDC) zu oder über eine Konsole. Die beiden Verfahren haben unterschiedliche Vorteile: Während der Boot-Vorgang des Betriebssystems in der VM nur in der Konsole zu sehen ist, kann man bei einer Nutzung per RDC mehr Hardware des Wirts durchreichen, unter anderem beliebige USB-Geräte oder mehrere Monitore, auch Multitouch-Bedienung soll dann funktionieren.

Microsoft weist ausdrücklich darauf hin, dass Hyper-V nur für "Professionals" gedacht ist, es wird also kaum in den Home-Versionen von Windows 8 zu finden sein. Außerdem braucht jede Windows-Installation in einer VM eine eigene Lizenz. Im Prinzip kooperiert Hyper-V aber auch mit Linux.

AMD und Intel statten erst jüngere Prozessoren mit RVI beziehungsweise EPT aus. Leider dokumentieren die beiden Firmen die Virtualisierungsfunktionen bislang aber nur bei ihren jeweiligen Serverprozessoren detaillierter – Microsoft scheint sie mit dem Hyper-V-Schachzug bei Windows 8 überrascht zu haben.

AMD hatte RVI jedenfalls mit der K10-Generation eingeführt, es ist also bei allen Opterons mit vier oder mehr Kernen nutzbar. Bei der Baureihe Phenom II erwähnt AMD RVI ausdrücklich, während der Hinweise bei den Athlons fehlt. In Bezug auf Serie-A-Prozessoren ist die Lage ebenfalls unklar. Intel hatte EPT 2008 mit den Core-i-Prozessoren und den Nehalem-Xeons eingeführt. Angeblich soll die Funktion bei allen Core-i-Prozessoren mit VT-x nutzbar sein.

Anders ausgedrückt fehlt sie bei sämtlichen Core-2-Prozessoren, älteren Celerons, Pentiums und sämtlichen Atoms. Voraussetzung zur Nutzung von AMD-V oder VT-x ist stets, dass das Mainboard-BIOS die Funktionen auch freischaltet. Das Fehlen einer entsprechenden BIOS-Setup-Option deutet daraufhin, dass das nicht der Fall ist oder der jeweils vorhandene Prozessor keine Hardware-Virtualisierungsfunktionen unterstützt. Im Zweifel kann man mit Software-Tools von AMD, Microsoft oder VMware die AMD-V- oder VT-x-Funktion prüfen oder in einem MSR nachschauen. (axv)