Entwickler von eDonkey und Overnet wirft das Handtuch

Sam Yagan, Präsident von MetaMachine Inc., hat angekündigt, den Unterlassungsaufforderungen der Recording Industry Association of America nachzukommen.

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Von
  • Volker Zota

In einer Anhörung vor einem Ausschuss des US-Senats hat Sam Yagan, Präsident von MetaMachine Inc. und Entwickler der P2P-Software eDonkey/Overnet, angekündigt, den Mitte September von dem Verband der Musikindustrie RIAA verschickten Unterlassungsaufforderungen nachzukommen. Sobald eine Einigung mit der RIAA erzielt sei, wolle MetaMachine weiter daran arbeiten, eDonkey in ein legales, kommerzielles P2P-System umzubauen. Yagan betonte in seiner Aussage mehrmals, dass MetaMachine schon längere Zeit daran arbeite und beispielsweise im Rahmen des P2P Revenue Engine Project (P2PRE) bereits konstruktive Gespräche mit Film- und Musikstudios geführt habe. Doch hätten diese sich wieder zurückgezogen, weil sie den Ausgang des Grokster-Prozesses hätten abwarten wollen.

Yagan warnte den Ausschuss, dass die derzeitige Vorgehensweise gegen kommerzielle P2P-Anbieter die Innovation hemme und dazu führe, dass über kurz oder lang keinerlei P2P-Entwicklung mehr in den USA stattfinden würde und US-Unternehmen Peer-to-Peer-Produkte teuer im Ausland einkaufen müssten. Als Beispiel nannte er die Übernahme der von Kazaa-Entwicklern gegründeten Voice-over-IP-Firma Skype durch eBay. Außerdem spiele die derzeitige Auslegung des Grokster-Urteils Entwicklern nach Untergrund-Tauschbörsen in die Hände, sodass man sich künftig mit anonymisierenden, verschlüsselten P2P-Tauschbörsen herumschlagen müsse.

Mit dem baldigen Entschwinden von eDonkey darf die Medienindustrie zwar einen weiteren Sieg für sich verbuchen, doch dürfte das für den Tauschalltag kaum Auswirkungen haben. Die meisten Tauschbörsianer setzen seit geraumer Zeit ohnehin statt des mit Werbebannern versehenen Original-Clients oder dessen kommerzieller Pro-Version Open-Source-Alternativen wie MLDonkey oder eMule ein.

Bereits vor einer Woche schloss WinMX die virtuellen Pforten, der P2P-Client lässt sich nur noch durch einen Patch reanimieren. P2P-Betreiber Lime Wire arbeitet an einem Mechanismus, der es nur noch gestattet, mit Lizenzen versehene Dateien zu tauschen. (vza)