Teure Tage für Google: Wie Motorola den Kaufpreis hochtrieb

Wenn Google den Handy-Hersteller Motorola übernimmt, geht es dem Internet-Konzern unter anderem um die Patente. Jetzt bekannt gewordene Dokumente geben einen Einblick in schwierige Kaufverhandlungen.

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Von
  • Daniel Schnettler
  • dpa

12,5 Milliarden Dollar sind ein stolzer Kaufpreis für einen verlustreichen Handyhersteller, dessen Glanzzeiten Jahre zurückliegen. Doch Google legt diesen Betrag für Motorola Mobility auf den Tisch. In einer US-Börsenmitteilung gibt Motorola nun Einblicke in die Verhandlungen. Demnach wollte Google anfänglich gut 3 Milliarden Dollar weniger zahlen. Doch Motorola feilschte erfolgreich. Google äußerte sich nicht dazu.

Nach Motorolas Version der Geschichte war der für Googles Mobilfunkgeschäft zuständige Manager Andrew Rubin Anfang Juli auf Motorola-Chef Sanjay Jha zugekommen, um Patent-Themen mit ihm zu diskutieren. Patente sind im Wettbewerb der Handyhersteller von überragender Bedeutung. Je mehr Patente ein Unternehmen hat, desto geringer ist die Gefahr, wegen der Verletzung von geschützten Ideen von einem Rivalen verklagt zu werden.

Motorola besitzt als Urgestein der Branche rund 17.000 Patente und 7.500 Patentanträge sowie eine Entwicklungsabteilung, die immer neue Ideen produziert. Google mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android ist dagegen ein Neuling und reichlich ungeschützt. Vor allem der iPhone-Hersteller Apple bombardiert Google-Partner wie Samsung und HTC derzeit mit Klagen. Deshalb lotete Google-Manager Rubin aus, ob Motorola nicht Patente verkaufen wolle. Doch Motorola-Chef Jha lehnte ab.

Laut den Schilderungen von Motorola reifte Ende Juli die Idee, dass Google Motorola komplett schlucken könne. Und am 1. August kam Google dann tatsächlich mit einem Angebot von 30 Dollar je Aktie. Doch das Motorola-Management lehnte die Summe als viel zu niedrig ab und verlangte 43,50 Dollar. Google bot am 9. August 37 Dollar, Motorola verlangte 40,50 Dollar. Noch am gleichen Tage erhöhte Google auf 40 Dollar – der Verwaltungsrat von Motorola willigte ein.

Nun müssen noch die Wettbewerbshüter und die Motorola-Aktionäre mitziehen. Ende 2011 oder Anfang 2012 soll Motorola Mobility dann endgültig zu Google gehören. Die Schwestergesellschaft Motorola Solutions, die Barcode-Scanner, Sicherheitssysteme oder Funkgeräte herstellt, bleibt jedoch eigenständig. Der Motorola-Konzern hatte sich Anfang 2011 aufgespalten. (jk)