Microsoft-VP Martin Taylor scheidet überraschend aus

Geplante Interviewtermine des Corporate Vice President zu Windows Live fielen kurzfristig aus. Microsoft nennt entgegen dem Firmenbrauch keine Gründe für die plötzliche Trennung von dem als Protegé von Steve Ballmer geltenden Taylor.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Völlig überraschend hat Microsoft der Funktionsbezeichnung ihres Corporate Vice President Martin Taylor (36) ein "former" (ehemaliger) vorangestellt. Noch für den vorgestrigen Montag, den 19. Juni, seien für Taylor Interview-Termine zum Windows Live Messenger anberaumt worden, der der Personalie zum Trotz seit gestern zum Download freigegeben ist.

US-Medien wie die Seattle Times beschreiben das abrupte Ende von Taylors steiler Karriere bei Microsoft, die 1993 begann, und die Informationspolitik der Redmonder in diesem Fall als außergewöhnlich. Als Grund für die Absage der Interviews am Montag hätten PR-Leute zunächst noch die Geschichte aufgetischt, dass Taylor wegen überbuchter Flüge am Flughafen in Dallas festsitze, in vorbreiteten Pressetexten zum Windows Live Messenger war Taylors Name noch enthalten. Am Dienstag, dem 20. Juni, sei Taylor nicht telefonisch bei Microsoft erreichbar gewesen; an Taylor gerichtete E-Mail wird seither zurückgewiesen.

Üblicherweise lege Microsoft die Gründe für das Ausscheiden oder personelle Veränderung dar, heißt es weiter – jüngstes Beispiel ist die generalstabsmäßig vorbereitete Bekanntgabe von Bill Gates' Rückzugsplänen aus dem Tagesgeschäft. Auf seinem Presseportal widmet Microsoft hingegen dem (Former) Corporate Vice President lediglich den trockenen Satz "Martin Taylor is no longer with Microsoft." In E-Mail-Statements bezeichnen die Redmonder die Trennung von Taylor als "schwierige Entscheidung", heizen aber mit der Angabe, "persönliche Angelegenheiten nicht zu kommentieren", die Spekulationen um Taylors Weggang eher an, anstatt Klarheit zu schaffen.

Taylor galt als Protegé von Microsoft-Chef Steve Ballmer, dem er in strategischen Fragen zuarbeitete. Dank seiner Linux- und Open-Source-Expertise sei es ihm gelungen, wichtige Kunden für Microsoft zu gewinnen, heißt es in einer noch heute von bei Microsoft verfügbaren Berufsbiographie, die mit der vorletzten Karrierestufe Taylors bei Microsoft endet: Zwischenzeitlich für die karibische Niederlassung von Microsoft tätig, wurde er 2002 General Manager of Platform Strategy. Vor drei Monaten wurde Taylor Vizepräsident und bekam die Aufgabe, die für Windows-Betriebssysteme und Windows Live zuständige Abteilung auf Vordermann zu bringen. Strategische bedeutsame Projekte wie Windows Vista waren in der Vergangenheit von Irritationen und Verzögerungen begleitet. (ssu)