Umfrage: Deutsche ziehen Online-Werbung Paid Content vor

Deutsche Internetnutzer lehnen die Bezahlung für bislang kostenlose Inhalte ab, ergab eine Umfrage. Zum Betrachten von Online-Werbung sind allerdings auch längst nicht alle Websurfer bereit.

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Von
  • Johannes Haupt

Die Zahlungsbereitschaft der deutschen Online-Nutzer für derzeit werbefinanzierte Inhalte ist gering. Das geht aus einer Umfrage von TNS Infratest anlässlich der am Mittwoch öffnenden Online-Marketing-Messe dmexco hervor. Befragt wurden 756 deutsche Onliner über 14 Jahre, die Umfrage soll für diese Bevölkerungsgruppe repräsentativ sein.

89,9 Prozent der Befragten nehmen demnach Online-Werbung in Kauf, wenn die von ihnen besuchten Websites dafür kostenlos zugänglich bleiben. Nur 8,7 Prozent würden für werbefreie Auftritte auch Geld bezahlen. Nicht abgefragt wurde die Zahlungsbereitschaft für zusätzliche Angebote. TNS Infratest ist selbst Anbieter einer Tools zur Erfolgsmessung von Online-Werbung.

Die deutschen Verleger setzen beim Abruf ihrer Inhalte über mobile Endgeräte zunehmend auf Bezahlschranken. Vorreiter ist der Axel-Springer-Verlag, der seit Dezember 2010 den Zugriff auf die Website bild.de über das iPad verweigert und nach eigenen Angaben inzwischen täglich 108.000 Digital-Ausgaben seiner Boulevardzeitung verkaufen. Auch abseits der Mobile-Welt testet der Verlag Paid-Content-Modelle, so sind beim Hamburger Abendblatt seit Ende 2009 lokaljournalistische Inhalte nur noch kostenpflichtig abrufbar (ausgenommen die Plattform für Bürgerreporter). Mit Angaben zum Erfolg dieses Testballons hält sich der Verlag allerdings zurück.

Die Verlage experimentieren mit Paid Content aufgrund des in der letzten Wirtschaftskrise massiv eingebrochenen Werbemarktes, aber auch wegen der zunehmenden Nutzung von Adblockern. Bei IT-Angeboten liegt der Anteil der Nutzer, die keine Werbung angezeigt bekommen, bisweilen um die 40 Prozent.

Die US-Technikseite ars technica sperrte darum im Jahr 2010 Nutzer mit aktiviertem Adblocker zeitweise aus ihrem Angebot aus. Die Aktion hatte einen Proteststurm zur Folge, in deren Anschluss sich die Redaktion zur Deaktivierung der Funktion entschied und ausführlich darlegte, warum die Nutzung von Adblockern schädlich für den Journalismus im Netz sei. Auch in Deutschland gab es bereits größere Experimente mit Anti-Adblockern: Auf die Live-Übertragung der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton bei Spiegel Online etwa konnte nur zugreifen, wer sich auch Online-Werbung auf der Nachrichtenseite anzeigen ließ. Auch heise online hatte in diesem Jahr bereits mit einem Hinweis den Einsatz von Adblockern problematisiert. (jh)