Drogenbeauftragte: 560.000 Internetsüchtige in Deutschland

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat eine repräsentative Studie vorgestellt, in der etwa ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland als internetsüchtig eingestuft werden.

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In Deutschland können einer Studie zufolge rund 560.000 Menschen als internetsüchtig eingestuft werden. Das sei etwa ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen, berichtete die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, am Montag in Berlin. In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen sei dieser Anteil deutlich höher: hier gebe es 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent "problematische Internetnutzer". Die abhängigen Mädchen nutzen zu 77 Prozent soziale Netzwerke, eher selten Onlinespiele, nämlich 7 Prozent von ihnen. 64,8 Prozent der als abhängig eingestuften jungen Männer nutzen soziale Netzwerke, 33,6 Prozent Onlinespiele.

Die Zahlen gehen auf eine vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Studie (PDF-Datei) mit dem Titel "Prävalenz der Internetabhängigkeit" (PINTA) der Universitäten Lübeck und Greifswald zurück. Für die Studie wurden rund 15.000 Personen befragt. Laut Dyckmans handelt es sich um die erste repräsentative Studie zur Häufigkeit der Internetabhängigkeit bei den 14- bis 64-Jährigen in Deutschland.

Internetabhängigkeit wurde in der Studie durch eine Reihe von Merkmalen bestimmt. Es geht um Menschen, die "fast nur noch in der virtuellen Welt des Internets" leben. Zudem verlören die Betroffenen die Kontrolle darüber, wie viel Zeit sie im Internet verbringen und sie litten unter Entzugserscheinungen wie Missstimmung, Angst, Reizbarkeit oder Langeweile, wenn sie nicht online seien.

Von den insgesamt 15.023 befragten Personen hatten 8130 (54,1Prozent) angegeben, das Internet für private Zwecke entweder mindestens eine Stunde an einem Wochentag oder einem Tag am Wochenende genutzt zu haben. Diese wurden beispielsweise gefragt, wie häufig sie weiter online bleiben, obwohl sie aufhören wollten, wie häufig sie ans Internet denken, wenn sie nicht gerade online sind und wie häufig sie ins Internet gehen, wenn sie sich niedergeschlagen fühlen.

"Wir vermuten, dass Mädchen und junge Frauen besonders empfänglich sind für die Bestätigungen, die man in sozialen Netzwerken findet, und dadurch auch eher eine Abhängigkeit entwickeln können", erklärte Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck. "Das genaue Ausmaß dieser Störungen können wir aber erst in vertiefenden Befragungen untersuchen." Das Bundesministerium für Gesundheit hat daher eine Folgestudie auf der Grundlage der PINTA-Studie in Auftrag gegeben. Durch klinische Interviews sollen noch detailliertere Daten zur Verbreitung und zur Diagnose von Internetabhängigkeit gewonnen werden. Dyckmans kündigte an, Computer- und Internetsucht zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit zu machen. (anw)