Trotz Rekordjahr: Apple enttäuscht die Analysten

Trotz eines Rekord-Jahresumsatzes und stattlicher Gewinne konnte Börsenliebling Apple die hohen Erwartungen der Wall Street im Schlussquartal seines Geschäftsjahres nicht ganz erfüllen.

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Für den US-Computerkonzern Apple läuft das erste Quartal ohne Steve Jobs. Der Verlust des schon lange schwer erkrankten CEO bedeutet für das Unternehmen eine Zäsur. Die Börse dagegen hat auf den Rücktritt des Konzerngründers und seinen anschließenden Tod nur mit kurzen Aussetzern reagiert; inzwischen war der Kurs der Apple-Aktie noch über den Höchststand von Mitte September hinaus geklettert: Am Dienstagabend nach Börsenschluss stand die Aktie bei 422 US-Dollar. Doch erstmals seit Jahren konnte Apple die hohen Erwartungen nicht erfüllen.

Das Unternehmen verzeichnete für das Schlussquartal 2011 ein Umsatzwachstum von 39 Prozent auf 28,3 Milliarden US-Dollar (20,6 Milliarden Euro). Im vierten Quartal des Vorjahres hatte Apple 20,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das Konzernergebnis wuchs von 4,3 Milliarden US-Dollar um 54 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar (4,8 Milliarden Euro) beziehungsweise 7,05 US-Dollar pro Aktie (Vorjahr: 4,64 US-Dollar). Das teilte das Unternehmen am Dienstagabend nach US-Börsenschluss in Cupertino mit.

Der neue CEO Tim Cook zeigte sich begeistert von dem "starken Finish" eines "herausragenden Geschäftsjahres 2011". Es war ein Rekordjahr für den Computerhersteller: 108 Milliarden US-Dollar hat der Konzern im abgeschlossenen Geschäftsjahr umgesetzt, nach 65 Milliarden im Vorjahr. Der Nettogewinn wuchs im Vergleichszeitraum von 14 auf fast 26 Milliarden US-Dollar.

Doch hat Apple mit dem Schlussquartal zum ersten Mal seit 2004 die Erwartungen der Wall Street enttäuscht. Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz um 29,6 Milliarden US-Dollar und einem Konzernergebnis von 7,38 US-Dollar pro Aktie gerechnet. Der Kurs der Apple-Aktie gab im nachbörslichen Handel um 7 Prozent nach und überschritt auf dem Weg unten die 400-Dollar-Grenze. Davor hatten im Vorfeld bereits einige Analysten gewarnt: Die Aktie sei zu euphorisch bewertet und werde schon bald wieder unter 400 US-Dollar fallen.

Hinter den Erwartungen zurück blieb auch das iPhone. Zwar konnte Apple den Absatz seines Smartphones um 21 Prozent auf über 17 Millionen Stück steigern (Vorjahr: 14,1 Millionen), doch hatte die Wall Street mit bis zu 20 Millionen oder sogar mehr gerechnet. Mit dem beliebten Smartphone setzte der Konzern 10,1 Milliarden US-Dollar um. Viele Verbraucher dürften allerdings die Vorstellung des neuen iPhone 4S abgewartet haben. Das erst seit wenigen Tagen erhältliche Gerät verkauft sich bisher prächtig, über vier Millionen Mal ging es am ersten Wochenende über die Theke: "Die Resonanz der Kunden auf das iPhone 4S ist fantastisch, wir gehen mit starken Schwung in das Weihnachtsgeschäft", sagte Cook.

11,2 Millionen iPads hat Apple im Schlussquartal 2011 verkauft (Vorjahr: 4,2 Millionen) und damit 6,9 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Auch das alte Kerngeschäft mit Computern entwickelt sich weiter gut: Insgesamt konnte Apple 26 Prozent mehr Rechner verkaufen als im Vorjahresabschnitt und den Umsatz mit Computern um 19 Prozent auf 6,3 Milliarden US-Dollar steigern. Der Absatz von Desktop-Rechnern legte zwar nur um 3 Prozent auf knapp 1,3 Millionen Stück zu. Gleichzeitig verkaufte Apple 3,6 Millionen Notebooks und damit 37 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Der iPod ging im Schlussquartal 2011 noch 6,6 Millionen Mal über den Ladentisch und verliert damit weiter langsam an Zugkraft. Im Vorjahresabschnitt hatte Apple noch über 9 Millionen der Musikplayer verkaufen können. Der Umsatz im iTunes-Store wuchs um 35 Prozent auf 1,7 Milliarden US-Dollar. Das Softwaregeschäft legte um 10 Prozent auf 729 Millionen US-Dollar zu.

Die Finanzmärkte setzen große Hoffnungen in das anstehende Weihnachtsgeschäft. Das laufende erste Quartal des neuen Geschäftsjahres, da sind sich die Analysten weitgehend einig, soll für Apple ein Knaller werden. Hier enttäuscht der Konzern die Wall Street nicht und übertrifft die Erwartungen: "Im Ausblick auf das erste Quartal 2012, das eher vierzehn statt dreizehn Wochen umfassen wird, erwarten wir einen Umsatz von rund 37 Milliarden Dollar und einen Gewinn pro Aktie von etwa 9,30 Dollar", erklärte Finanzchef Peter Oppenheimer.

Konzernergebnis Apple Inc.
Quartal Umsatz (US-Dollar) Gewinn (US-Dollar)
1/09 * 11.880 Mio. 2.255 Mio.
2/09 * 9.084 Mio. 1.620 Mio.
3/09 * 9.734 Mio. 1.828 Mio.
4/09* 12.207 Mio. 2.532 Mio.
1/10 15.683 Mio. 3.378 Mio.
2/10 13.499 Mio. 3.074 Mio.
3/10 15.700 Mio. 3.253 Mio.
4/10 20.343 Mio. 4.308 Mio.
1/11 26.741 Mio. 6.004 Mio.
2/11 24.667 Mio. 5.987 Mio.
3/11 28.571 Mio. 7.308 Mio.
4/11 28.270 Mio. 6.623 Mio.

* Apple bilanziert seit dem ersten Quartal 2010 nach neuen Buchhaltungsstandards in den USA. Damit werden Einnahmen aus dem Verkauf von iPhone und Apple TV nunmehr vollständig für den Zeitpunkt des Verkaufs verbucht, während sie zuvor über die Lebenszeit der Geräte hinweg auf die Quartale verteilt wurden. Die Angaben zu den Ergebnissen der Vorquartale wurden nach der neuen Bilanzierungsmethode errechnet und weichen entsprechend von den ursprünglich veröffentlichten Zahlen ab.
(vbr)