RealNetworks und Microsoft wollen zur Friedenspfeife greifen
Eine Beilegung der Kartellrechtsstreitigkeiten zwischen beiden Unternehmen steht kurz bevor, wollen informierte Kreise erfahren haben.
Der Streaming-Spezialist RealNetworks und Microsoft stehen kurz davor, ihre Kartellrechtsstreitigkeiten beizulegen. Die Einigung könnte, so berichtet das Wall Street Journal aus eingeweihten Kreisen, wie bei früheren Gelegenheiten für Microsoft teuer werden: Auf 750 Millionen US-Dollar schätzt das Blatt den Streitwert, den die Redmonder an RealNetworks leisten könnten. Die Einigung könnte demnach heute noch von Microsoft-Chef Steve Ballmer und Real-Chef Rob Glaser offiziell bekannt gemacht werden
Neben einer Geldzahlung werde Microsoft mit RealNetworks bei der Entwicklung nicht genannter zukünftiger Techniken kooperieren. Außerdem würden die Redmonder Werbung für das Musik-Angebot des Konkurrenten machen. So könnten sich die Unternehmen gegen einen gemeinsamen Konkurrenten verbünden: Apple mit seinem Musikangebot, spekuliert das Wall Street Journal. Ob sich die vermutete Einigung auch auf das europäische Kartellverfahren auswirkt, ist noch nicht klar.
RealNetworks hatte Microsoft vor knapp zwei Jahren wegen Wettbewerbsverletzung in den USA verklagt. Die Redmonder sollen die Dominanz bei Betriebssystemen für PCs dafür genutzt haben, auch den wachsenden Markt für digitale Medien zu kontrollieren. Beim Verfahren der EU-Kommission gegen Microsoft gehört RealNetworks zu den Beschwerdeführern. Die Kommission hat Microsoft unter anderem auferlegt, sein Betriebssystem ohne den Windows Media Player auszuliefern, der mit dem Real Player konkurriert.
Der Griff in die Geldschatulle, um mit Konkurrenten zusammen Friedenspfeifen zu rauchen, hat in Redmond Tradition. Die Einigung mit Sun Microsystems im April 2004 kostete Microsoft 1,95 Milliarden US-Dollar. Knapp ein Jahr zuvor füllte der Softwarekonzern die Kasse von AOL Time Warner mit 750 Millionen US-Dollar. Im Juli dieses Jahres legten Microsoft und IBM gegen Zahlung von 775 Millionen US-Dollar ihren Zwist bei. Mit Novell wurde sich Microsoft im November 2004 für 536 Millionen US-Dollar einig. Allerdings läuft derzeit zwischen beiden Unternehmen noch ein weiterer Rechtsstreit. (anw)