Automat am Krankenbett

Der japanische Panasonic-Konzern hat drei neuartige Assistenzroboter vorgestellt, die in der Pflege helfen sollen.

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Den Mischkonzern Panasonic mit Hauptsitz in Osaka baut vom Computer über den Fernseher bis zur Brennstoffzelle fast alles. Und wie es sich für viele japanische Multis gehört arbeitet man auch dort seit einigen Jahren an Robotertechnik, von der man hofft, dass sie ein großer Zukunftsmarkt wird. Dabei konzentriert sich Panasonic zunehmend auf den Bereich Gesundheitsversorgung und Pflege. Der Grund: In den westlichen Ländern wie auch in Japan altert die Bevölkerung schnell, die Versorgung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird jedoch mehr und mehr zum logistischen Problem. Assistenzroboter könnten potenziell Abhilfe leisten.

Panasonic hat dazu vor kurzem drei neuartige Systeme vorgestellt, die diese Vision umreißen sollen. Dabei wirkt nur eines davon annähern humanoid, die beiden anderen könnten auch als reguläre Pflegetechnik durchgehen. Allerdings sitzt in allen drei Neuvorstellungen Roboter-Know-How.

HOSPI-Rimo heißt Panasonics Telepräsenzroboter, der sich auch mit Senioren versteht.

(Bild: Panasonic)

So lässt sich Panasonic beim sogenannte HOSPI-Rimo vom aktuellen Trend zum Telepräsenzautomaten inspirieren. Mit diesen fahrbaren Robotern samt Bildschirm und Kamera können Arbeitnehmer virtuelle Präsenz im Büro zeigen, an Sitzungen aus der Ferne teilnehmen oder beispielsweise Kamerafahrten durch Werkhallen unternehmen, ohne vor Ort sein zu müssen. Panasonics Variante können nun bettlägerige Patienten zur Kommunikation mit Ärzten oder der Familie nutzen.

Der Assitenzroboter ist wie seine Bürokollegen fahrbar, bietet ein eingebautes Flachdisplay samt Videochat-Möglichkeit und eine Benutzerführung, die auch Senioren verstehen sollen. So "lächelt" HOSPI-Rimo stets und kann zudem Hindernisse mit seinen Sensoren erfassen und automatisch umfahren. Sowohl eine teilweise autonome Verwendung als auch eine Steuerung durch einen Operator sind möglich. Das System soll auch einen psychologischen Effekt haben und gegen Einsamkeit helfen, wenn Schwestern und Pfleger zu wenig Zeit haben, Patienten direkt zu betreuen.

Als Zusatzmodul verfügbar ist außerdem noch eine automatisierte Medikamentenausgabe: Dabei soll der Automat jedem Patienten die korrekte Dosis an Pillen und Dragees übergeben können. HOSPI-Rimos Vorgänger, nur HOSPI genannt, verstand sich bereits darauf – nun wurde auch noch die Telepräsenz ergänzt, die Panasonics Erfahrungen aus der HD-Videotechnik nutzt.

Panasonics Haarwaschautomat ist auch für den Einsatz in Kliniken und Pflegeheimen gedacht.

(Bild: Panasonic)

Die zweite Roboterneuheit der Japaner ist ein System, der ebenfalls für Krankenhäuser und Pflegeheime gedacht ist und eine Routinearbeit erledigt.

Der Hair Washing Robot kann Haare reinigen, spülen und föhnen und besitzt dazu 24 menschenähnliche "Finger" in Form von Gummirollen, die sogar zum Massieren der Kopfhaut genutzt werden können.

Das weitgehend autonom operierende System wirkt auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Haarwaschbecken. Der Kopf des Patienten wird bei dem Gerät wie beim Friseur in das Waschbecken gelegt. Um das Gesicht vor Spritzwasser und Shampoo zu schützen, bekommt der Nutzer ein großes Visier aufgesetzt, bevor Wasserdüsen das Haar netzen, schäumen und die Gummirollen die Kopfhaut massieren. Panasonic hofft, das Gerät bereits ab nächstem Jahr auf den Markt zu bringen.

Das RoboticBed hilft dem Pflegepersonal und macht Patienten mobiler.

(Bild: Panasonic)

Pflegeautomat Nummer drei trägt den Namen RoboticBed und ist eine Mischung aus regulärem Krankenbett und Rollstuhl. Auf Knopfdruck kann der Patient, der sonst den Tag im Bett verbringen müsste, aufstehen: Eine Hälfte des Bettes koppelt sich ab, wandelt sich sanft in einen Stuhl, der mit einem Elektromotor ausgestattet fahrbar wird.

Mit einem Joystick steuert der Patient das Gefährt. Weder bei der Verwandlung zum Rollstuhl noch bei der Rückverwandlung zum Bett muss sich der Benutzer erheben – Aus- und Einkoppeln sind laut Panasonic so sicher gestaltet, dass dabei nichts passieren kann. Auch das RoboticBed steht in Japan kurz vor der Markteinführung; die nun gezeigte Variante soll bereits fertigungsnah sein.

Panasonic ist indes nicht der einzige japanische Konzern, der glaubt, in Zukunft mit Assistenzrobotern für Krankenhäuser und Pflegeheime gutes Geld zu verdienen. Wie Technology-Review-Korrespondent Martin Kölling in einem eigenen Beitrag berichtet, setzt auch der Automobilkonzern Toyota auf den Zukunftsmarkt. (bsc)