Ausprobiert: Videos zum Apple TV streamen mit "Beamer"

Ein kleines Mac-Tool der holländischen Entwicklerschmiede Tupil ermöglicht, was Apple nicht vorgesehen hat – ganz ohne Jailbreak.

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Das Apple TV ist ein praktische Sache: Man kann Videos und Lieder im iTunes Store kaufen, Clips von Youtube laden oder vom iOS-Gerät aus streamen, Fotos vom Rechner per Diashow abspielen. Apple hat aber einige klare Grenzen gezogen, zum Beispiel laufen (derzeit noch) keine iOS-Apps am Fernseher, es gibt keine Plug-ins etwa für TV-Empfänger – und das Streaming vom Mac aus ist nicht vorgesehen.

"Beamer"-Reklame auf der Website

Beamer, ein kleines Mac-Tool der holländischen Entwicklerschmiede Tupil, will Letzteres ändern. Es erlaubt die Live-Übertragung von Videos, die auf dem Mac liegen, an das Apple TV. Ein Jailbreak ist dazu nicht nötig. Der Hersteller hat das auf HTTP basierende Video-Streaming-Protokoll von AirPlay entschlüsselt und ahmt gewissermaßen das Verhalten von iOS-Geräten nach, sodass das Apple TV nicht bemerkt, woher es den Film zugespielt bekommt. "Das Verfahren ist relativ einfach. Es war nicht schwer, die verwendeten Methoden zu erraten", sagte Entwickler Eelco Lempsink gegenüber Mac & i.

Beamer unterstützt seiner Aussage nach "beinahe jedes" Videoformat, namentlich etwa QuickTime-Movies, AVI-, MKV-, OGM- oder Flash-Filme (FLV) – aber keine per Digital Rights Management (DRM) geschützten. Formate, die der Player per Drag & Drop nicht akzeptiert, soll er per File-Open-Dialog öffnen. Die Dateien werden anschließend mit Hilfe von ffmpeg on-the-fly konvertiert und ans Apple-TV übertragen. Der Mac-Monitor zeigt sie währenddessen nicht an.

Lempsink geht nicht davon aus, dass Apple die Verwendung des Airplay-Protokolls untersagen wird: "Nach unserer Erfahrung gibt es keine Probleme, solang wir Apple nicht das Geschäftsmodell, den Verkauf von Geräten, zerstören. Sollten sie ihr Protokoll ändern, werden wir unsere Software ebenfalls ändern."

Außer einem Fenster, das Filme per Drag&Drop entgegennimmt, hat Beamer kaum Bedienelemente.

Voraussetzung für das Ganze ist, dass Mac und Apple TV im selben Netzwerk hängen und die Airplay-Funktion auf dem Apple TV ohne Passwortschutz arbeitet. Ist beides der Fall, erkennt Beamer die kleine Box automatisch und zeigt deren Namen im einzigen Programmfenster an, in das man auch die Filme wirft. Noch ist die Software relativ rudimentär, es gibt weder eine Hilfefunktion noch einen Einstellungsdialog. Die Holländer wollen sie aber kontinuierlich weiter entwickeln und in den nächsten Versionen unter anderem die Abspielqualität bei HD-Videos verbessern, die stark von der Leistung des streamenden Macs abhängt, und die Airplay-Authentifikation per Passwort erlauben. Auch am Streamen von DVDs, an Untertiteln und unterschiedlichen Tonspuren wollen sie arbeiten.

In einem kurzen Test funktionierte Beamer von den besagten Einschränkungen abgesehen prima; Ruckler, Aussetzer oder Qualitätsprobleme waren im Zusammenspiel mit einem 3,2-GHz-iMac (Core i3, 8 GByte RAM) nicht festzustellen. Hingen mehrere Apple TVs im selben WLAN, zeigte Beamer aber schon mal das falsche an und erlaubte nicht, das richtige auszuwählen. Auch dieses Manko, das sie noch nicht kannten, haben die Entwickler versprochen, zu beheben. Bevor man die 7 Euro für das Tool investiert, sollte man es anhand der Demoversion ausprobieren, die von jedem Video die ersten 15 Minuten abspielt. Nach unserer Kenntnis ist Beamer das erste Programm seiner Art.

[Update:]Ein Gratis-Tool für denselben Zweck heißt Airflick von Erica Sadun, das allerdings einen experimentellen Status hat und längst nicht alles abspielt, was wir ausprobiert haben.[/Update]

In der umgekehrten Richtung macht AirServer für 8 US-Dollar Mac OS X zum AirPlay-Empfänger, um von iOS-Geräten oder iTunes aus gestreamte Videos, Fotos und Audioinhalte zu empfangen. (se)