Jonathan Zittrain bedauert den Tod des PC

Der Übergang zur Smartphone- und Tablet-Ära ist ein schlimmerer Verlust, als wir in unserer neuen mobilen Netzwelt ahnen, glaubt der Netztheoretiker.

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Der Tod des PC ist ein schlimmerer Verlust, als wir in unserer neuen mobilen Netzwelt ahnen, behauptet der Netztheoretiker Jonathan Zittrain. Gegen die faktische Zensur durch das App-Konzept erscheine die Geschäftspolitik von Microsoft in den 90er Jahren heute geradezu harmlos, schreibt er in einem Essay für Technology Review.

"Jahrzehntelang haben wir Allzweck-PCs gekauft. Auf ihnen liefen Betriebssysteme, die sich um die Grundfunktionen eines Rechners kümmerten. Jeder konnte Software dafür schreiben, und das Ergebnis waren unzählige Browser, Spiele, Chatwerkzeuge, Büro-, Mail- oder sonstige Programme. Manche waren genial, andere lächerlich, einige sogar gefährlich. Aber das hing vom Geschmack und vom Verstand eines Nutzers ab, unterstützt vielleicht nur noch vom Nerd nebenan oder einer Antivirus-Software", so Zittrain.

Heute gehe alles in Richtung geschlossener Smartphone- und Tablet-Plattformen. Dieser Wandel sei mehr als nur der Sieg einer anderen Form von Rechnern. Vielmehr erlebten wir derzeit eine beispiellose Machtverschiebung: weg von Nutzern und Software-Entwicklern, hin zu Herstellern von Betriebssystemen. Selbst diejenigen, die am PC festhielten, blieben davon nicht unberührt. Daran sei wenig Positives, so Zittrain – "die negativen Konsequenzen überwiegen".

Der Siegeszug von PC und Web habe Innovation und Kommunikation zu einer neuen Blüte verholfen. "Software wurde auf vielen Maschinen installiert und verband Entwickler mit Millionen von Nutzern. Webseiten konnten überall erscheinen und verbanden Webmaster mit Millionen von Websurfern." Heute hingegen ballten sich die Aktivitäten auf einer Handvoll von Portalen. Zwei, drei Betriebssystem-Hersteller seien in der Position, sämtliche Apps und deren Inhalte zu verwalten. Und auch bei den Cloud-Diensten komme es zu einer Konzentration.

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(bsc)