Ex Machina: Computerkunst in Bremen

Die Kunsthalle Bremen zeigt zum 80. Geburtstag von Herbert W. Franke die Computerkunst-Ausstellung Ex Machina, nicht weit davon steigt die Verkaufsmesse "16/32".

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Zum 80. Geburtstag von Herbert W. Franke präsentiert die Kunsthalle Bremen ab heute unter dem Titel Ex Machina eine umfangreiche Ausstellung der frühen Computerkunst. Bis zum 26. August werden Exponate aus der unlängst erworbenen Sammlung Franke gezeigt. Mehr als 300 Arbeiten von 60 Künstlern zeigen die Entwicklung der Computerkunst bis zum Jahre 1979, dem Jahr, in dem die von Herbert W. Franke mit initiierte Ars Electronica ihr Debüt hatte. Parallel zur großen Ausstellung präsentiert die Galerie für Gegenwartskunst unweit der Kunsthalle bis zum 17. Juli "16/32". Die kleine Verkaufsshow bezieht ihren Namen vom Atari ST (ST = Sixteen/Thirty-Two), zeigt jedoch allgemeiner Computerkunst, die mit frühen Personal Computern produziert wurde.

Ähnlich wie die bei den Hamburger Informatikern gezeigte Ausstellung zur frühen Computerkunst liegt der Schwerpunkt der Ex Machina auf der Computergrafik. Angefangen von der Kunstproduktion mit Oszillographen und Analogcomputern über den kreativen Einsatz von Plottern durch Informatiker und Programmierer bis hin zum Stadium, in dem ausgebildete Künstler die Programmierung ihrer Kunst bei Fachleuten in Auftrag geben, deckt die Schau die Entwicklung der frühen Computergrafik ab. In Bremen ausgestellte Bilder wie Charles A. Csuris Sine Curve Man von 1967 oder Herbert W. Frankes Auflösungssequenz Digital Einstein (1973) sind mittlerweile Bestandteil der Alltagsikonografie geworden. Deutlich wird auch, welche Rolle Franke mit einer ganzen Serie von Publikationen zur Computergrafik gespielt hat, um das Verständnis für diese Kunstform zu fördern.

Ein kleiner Nebenstrang der Ausstellung zeigt frühe Versuche, dem Computer das Verfassen von Gedichten zu überlassen. Die ersten Gedichte dieser Art können auf den immer wieder aktuellen Alan Turing zurückgeführt werden. Ein weihnachtliches "Autopoem" von Gerhard Stickel aus dem Jahre 1965 zeigt dabei wieder den Brückenschlag zum Bild: Mit einer Kerze auf Tannenzweigen wird einer der ersten Versuche der ASCII-Art präsentiert.

Die Rückverwandlung von moderner Multimedia- in schlichte ASCII-Kunst gibt sich auf der "16/32" in der Galerie für Gegenwartskunst zu erkennen. Hier zeigt Olaf Schultz, der mit der KEB Unternehmensgruppe ein Startup für bürokratische Unternehmensplastik betreibt, ein ASCIIfiziertes Quicktime-Video unter dem Titel "Tröpfcheninfektion". Weitere ausgestellte Arbeiten stammen von Künstlern, die in Ermangelung teurer Plotter eigene Zeichenmaschinen bastelten und vom Computer aus ansteuerten. Mit der Serie ERRORS von Marikke Heinz-Hoek knüpft die Ausstellung direkt an den titelgebenden Atari ST an. Dabei wurden Programmfehler eines Atari-Zeichenprogrammes von einem Nadeldrucker ausgedruckt und von der Künstlerin in verschiedene Error-Schätzkästchen sortiert.

Zur Eröffnung der Ausstellung in der Bremer Kunsthalle gab es eine Reihe von Vorträgen über Computerkunst und die Rolle von Herbert W. Franke. Der Jubiliar durfte sich über die Ehrenmitgliedschaft in der Computer Arts Society freuen, die ihm der Präsident dieser Gesellschaft Alan Sutcliffe verlieh. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Arts meets Science tourt der 80-Jährige derzeit durch Deutschland. Sein nächster Auftritt ist auf der Hyperkult 16 in Lüneburg, wo das Medium Computer mit seinen Visionen und Phantasmen ausgekundschaftet wird. (hps)