Heißer Online-Draht zu europäischen Regierungschefs

Die Plattform "Direkt zur Kanzlerin" expandiert und will in zunächst sieben weiteren EU-Staaten Netzbürgern dank eingebauter Bewertungsmechanismen einen aufmerksamkeitsstarken Weg zur Regierungsspitze bieten.

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Die erst im September gestartete Internet-Plattform "Direkt zur Kanzlerin!" expandiert kräftig. Sie will von kommender Woche an in zunächst sieben weiteren EU-Staaten Netzbürgern dank eingebauter Bewertungsmechanismen einen unmittelbaren und aufmerksamkeitsstarken Weg zur jeweiligen Regierungsspitze bieten. Offiziell ab dem 7. Februar, dem 15. Jahrestag des Maastrichter Vertrags zur Etablierung der gegenwärtigen Europäischen Union, können sich auch Interessierte in Österreich, Polen, Italien, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und der Schweiz mit ihren Anliegen öffentlich übers Web an ihre Stabschefs werden. Sämtliche bislang beteiligten Länderplattformen sind bereits vom heutigen Donnerstag an unter dem europäischen Dach www.communination.eu erreichbar. Weitere Mitgliedsstaaten sollen im Lauf des Jahres folgen.

"Communination" steht für die Verknüpfung von Kommunikation, Community, Unity, Universität und Nation. Ziel der studentischen Initiative ist es, den demokratischen Funktionsträgern unterschiedlichste Themen, Herzensanliegen und Sichtweisen der Bürger mit der öffentlichen Ansprache nahe zu bringen. Gleichzeitig sollen öffentliche Debatten angeregt werden. "In naher Zukunft wollen wir zu einem international sichtbaren Themenbarometer werden und somit einen Beitrag zur Formung einer europäischen und internationalen Öffentlichkeit leisten", erklärt Caveh Zonooz von der Projektleitung an der Freien Universität Berlin (FU). Gefördert werde das Projekt sowohl von der FU, als auch von der EU.

Allgemein sieht sich die Online-Initiative als Basis für einen Dialog zwischen Bürgern und Regierungen. Das Team fühlt sich Zonooz zufolge den elementaren Grundwerten der Demokratie und der freien Meinungsäußerung verbunden, die seit der Unterzeichnung der Römischen Verträge vor 50 Jahren in Europa gelten. Mit viel ehrenamtlichem Engagement hätten über 30 Studierende europaweit den deutschen Vorläufer in ihre Landessprachen übersetzt und an der optischen Neugestaltung des Projekts mitgewirkt. Die Technik für das "Web 2.0"-Projekt selbst werde weiterhin von Berlin aus betrieben und fortentwickelt.

Auf der Mutterplattform können Surfer wöchentlich zehn aus 50 veröffentlichten Beiträgen aus vorgegebenen Themengebieten auswählen, die dann an die Regierungschefin und ihren Stab geschickt werden. Das Bundespresseamt antwortet jeweils auf die "Top 3" der Eingaben. Wer sich davon mehr als PR-Aussagen erhofft, dürfte sich aber rasch enttäuscht sehen. Ob die Stabs- und Regierungschefs auch in den anderen EU-Staaten auf die Anliegen der Bürger reagieren werden, ist noch unklar. (Stefan Krempl) / (jk)