Spiegellose Durchstarter

Kompakt, bildstark und schön: Spiegellose Systemkameras wollen den Spiegelreflexkameras das Fürchten lehren. Die Verkaufszahlen sprechen eine andere Sprache - noch!

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Fujifilm X-Pro 1

(Bild: Fujifilm)

Fujifilm hat auf der diesjährigen Consumer Electronic Show mit der X-Pro 1 seine erste spiegellose Systemkamera vorgestellt und klar gemacht: Auch 2012 sind die Spiegellosen ein bestimmendes Trendthema. Und die Gerüchteküche brodelt weiter auf Hochtouren. Immerhin fehlt noch der Beitrag von Canon. Spekuliert wird außerdem, ob Olympus sein berühmtes OM-System mit der Technik wiederbelebt und ob Pentax eine zweite spiegellose Systemkamera mit K-Bajonett ins Programm nimmt.

Noch sind die Marktanteile der spiegellosen Systemkameras gering, die Zuwachsraten sind aber imposant: Wanderten in 2010 laut GfK nur etwa 80.000 Stück über die Ladentheken, sollen es 2011 bereits 130 000 gewesen sein – das wäre ein Plus von über 60 Prozent. Ein lukratives Geschäft. Die Hersteller positionieren die spiegellosen Systemkameras als Lifestyle- und Prestigeobjekte in knalligen Farben, angesagtem Retrodesign – und mit gewürzten Preisen.

Etwa 500 Euro müssen Interessierte für Body mit Kit-Objektiv mindestens einplanen, für Flaggschiffe wie Sonys NEX-7 werden locker 1200 Euro fällig. Zum Vergleich: Eine Einsteiger-Spiegelreflexkamera (DSLR) a la Nikon D3100 gibt es mit Kit-Objektiv für weniger als 600 Euro, eine ambitionierte Kompaktkamera kostet um die 400 Euro.

Vorteile aus zwei Welten

In ihren Revieren wildern die spiegellosen Systemkameras und wollen die Vorteile beider Welten in sich vereinen. Damit richten sie sich gleichermaßen an Gelegenheitsfotografen und ambitionierte Hobbyfotografen.

Sony NEX 5N

(Bild: Sony)

Da sie auf einen Spiegelkasten und oft auf den optischen Sucher verzichten, sind sie relativ leicht und kompakt. Große Bildsensoren und Wechselobjektive machen sie aber ähnlich bildstark und flexibel wie eine DSLR. Doch nicht nur die reine Sensor-, auch die Pixelgröße ist entscheidend. Und auch hier spielen die Spiegellosen über den ambitionierten Kompakten. So verbaut Sony beispielsweise in seiner NEX-5N einen APS-C-Sensor mit 16 Megapixeln Auflösung, das ergibt eine Pixelgröße von 4,8 Mikrometern. Olympus stattet seine aktuelle PEN E-P3 mit einem mit 12 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor aus und kommt so auf eine Pixelkantenlänge von 4,3 Mikrometern.

Olympus E-P3

(Bild: Olympus)

Die spiegellose Technik erlaubt zudem höhere Serienbildraten und fördert die Haltbarkeit der Geräte. Dazu bieten die neuen Systemkameras viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten und fotografieren im Rohdatenformat (RAW).

Nachteile aus zwei Welten

Doch die Geräte dieser relativ jungen Kameragattung haben Nachteile. Wechseloptiken sind zwar ein Vorteil. Aber: Viele anspruchsvolle Kompakte kommen schon ab Werk mit einer Optik, die die Kit-Objektive einiger Systemkameras übertrifft. Noch ist die Auswahl an hochwertigen Alternativen begrenzt. Hier helfen nur Adapter. Sie machen es möglich, auch gute Fremdobjektive zu benutzen.

Nikon V1

(Bild: Nikon)

Tief in die Tasche greifen müssen Interessierte nicht nur bei den Objektiven, auch beim restlichen Zubehör ist ein dickes Portmonee von Nöten. So kostet beispielsweise ein elektronischer Sucher teilweise halb so viel wie die Kamera selbst.

Fazit. Die spiegellosen Systemkameras sind eine ernstzunehmende Konkurrenz sowohl für edle Kompakte als auch für Spiegelreflexkameras. Die Auswahl an Geräten ist zwar noch relativ überschaubar, dafür aber überzeugend. Das zeigt auch der Test von Nikon V1, Olympus Pen E-P3, Sony NEX 5N und Sony SLT-A77V in der aktuellen Ausgabe der c’t Digitale Fotografie. Hier erfahren Sie auch mehr über die Eigenheiten dieser noch jungen Kameragattung. Nicht zuletzt sollten Sie die Modelle im Fachmarkt einfach mal ausprobieren. (ssi)