Das Internet der Dinge

Das Start-up Supermechanical hat eine kompakte Sensorbox mit WLAN-Anschluss entwickelt, die Gegenstände online bringen kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Das Start-up Supermechanical hat eine kompakte Sensorbox mit WLAN-Anschluss entwickelt, die Gegenstände online bringen kann.

Die Idee, Alltagsgegenstände online zu bringen, wird von Netzaktivisten schon seit Jahren propagiert. Das Entwicklungslabor Supermechanical, das von den beiden MIT-Media-Lab-Forschern David Carr und John Kestner gegründet wurde, hat mit dem Twine nun ein kleines Kästchen entwickelt, das diese Aufgabe mit Hilfe verschiedener Sensoren übernehmen könnte.

Das knapp 6,3 Zentimeter große Kunststoffquadrat ist sehr robust, verfügt über ein integriertes WLAN-Funkmodul und kann in der Ausgangsvariante bereits die Temperatur sowie, über einen Beschleunigungsmesser, Bewegungen erfassen. Mit Hilfe einer einfachen Schnittstelle lassen sich außerdem verschiedene externe Sensoren anschließen. Dazu gehören ein Magnetschalter, mit dem unter anderem geöffnete Türen oder Kisten erkannt werden können und ein Feuchtigkeitssensor, der beispielsweise Missgeschicke im Badezimmer detektiert. Wem das nicht reicht, kann über eine Breakout-Platine zudem eigene Signale zur Verarbeitung an das Kästchen weiterleiten, seien sie nun digital oder analog. Das Modul ist so aufgebaut, dass es mit zwei Micro-Zellen mehrere Monate lang arbeiten kann.

Die Twine-Web-App liest das Kästchen aus..

(Bild: Supermechanical)

Doch das allein würde vermutlich nur Bastler anziehen. Besonders clever wird Twine über die mitgelieferte Software: Sie ist über jeden Webbrowser zu bedienen und erlaubt eine extrem einfache Programmierung. So kann man Bedingungen definieren, unter denen sich die Box per SMS, E-Mail, Twitter oder über externe Internet-Anwendungen meldet. Das ist in natürlicher Sprache mit wenigen Klicks möglich: "WENN der Feuchtigkeitssensor nass wird, DANN schreibe eine SMS." Zusammen mit zusätzlichen "WHILE"-Bedingungen, die unter anderem die Tageszeit beinhalten können, zu denen eine Aufgabe erledigt werden darf, lassen sich auch für Nichtprogrammierer durchaus komplexe Anwendungen erstellen.

Twine kommt bei den Nutzern an: Supermechanical hat für sein Projekt mit Hilfe der Crowd-Sourcing-Plattform Kickstarter in wenigen Wochen über 550.000 Dollar an Vorauszahlungen interessierter Menschen aus der ganzen Welt eingesammelt und geht nun in die Massenproduktion. Knapp 4000 einzelne Privatfinanziers beteiligten sich, dabei hätten Carr und Kestner nur 35.000 Dollar gebraucht, um die notwendigen Gussformen herzustellen und Produktionsstraßen anzumieten.

Einer der möglichen externen Sensoren erkennt Feuchtigkeit.

(Bild: Supermechanical)

Das Kapital dürfte dabei helfen, den Preis für Twine künftig weiter zu drücken. Derzeit ist geplant, das Grundgerät mit Temperatur- und Beschleunigungsmesser noch in diesem Frühjahr für 99 Dollar zu verkaufen. Wer die Breakout-Platine haben möchte, für die man etwas Lötkolbenerfahrung haben sollte, zahlt 19 Dollar mehr. Magnetschalter und Feuchtigkeitssensor sind jeweils für zusätzliche 34 Dollar zu haben. Das komplette Set mit allen Sensoren soll für immer noch vergleichsweise erträgliche 174 Dollar verkauft werden.

Spannend am Twine-Projekt wird vor allem, was die Nutzer mit der Sensorbox anstellen werden. Von Spaßprojekten - Twine könnte überwachen, ob die Kühlschranktür geschlossen ist - bis zu ernsthaften Anwendungen ist vieles möglich. Supermechanical nennt als Beispiel etwa eine simple Alarmanlage: Befestigt man das Kästchen an der Wohnungstür, kann man den Beschleunigungssensor so programmieren, dass er eine Twitter-Nachricht durchgibt, sobald er in Bewegung gerät. "Jemand ist an der Tür", heißt es dann im Twitter-Feed.

Wenn es etwas komplexer werden soll, lässt sich eine Breakout-Box verwenden.

(Bild: Supermechanical)

"Twine bringt Objekten das Sprechen bei", sagt Supermechanical-Mitbegründer David Carr, "der Nutzer muss ihnen nur mitteilen, was sie sagen sollen".

Besonders die Kombination verschiedener Sensoren dürfte Twine in Zukunft noch sehr flexibel machen. Und bei den vier Erkennungsmöglichkeiten samt Breakout-Platine soll es nicht bleiben: Als nächstes will Supermechanical ein Lesegerät für RFID-Funkchips, einen Drucksensor und ein Strommessgerät ergänzen. (bsc)