Intel kauft Codec-Patente von RealNetworks

Für 120 Millionen US-Dollar will Intel Patente und Software für Video-Codecs von RealNetworks kaufen, um sie unter anderem für Ultrabook- und Smartphone-Chips zu nutzen.

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Intel verstärkt seine Kompetenzen zur Verarbeitung von digitalen Videodaten: Für 120 Millionen US-Dollar will der Prozessorhersteller Patente und Software der Firma RealNetworks erwerben. Die beiden Firmen unterzeichneten eine Übereinkunft über dieses Geschäft, dessen Volumen rund einem Drittel des gesamten Umsatzes von RealNetworks im Jahr 2010 entspricht – Zahlen für 2011, wo die ersten drei Quartale Verluste brachten, will RealNetworks erst im Februar veröffentlichen.

Der CEO von RealNetworks, der 41-jährige Thomas Nielsen, führt das Unternehmen erst seit zweieinhalb Monaten. Er kam von Adobe, wo er die Digital Imaging Group führte. Von März bis Ende Oktober 2011 hatte RealNetworks nur einen komissarischen Geschäftsführer, nachdem Robert Kimball das Unternehmen verließ. Dieser hatte seinerseits nur rund 14 Monate lang die Führung inne. Laut Thomas Nielsen soll der Deal mit Intel seiner Firma frisches Kapital für Investitionen in zukunftsfähige Produkte verschaffen. RealNetworks soll Nutzungsrechte an einigen der an Intel verkauften Patente behalten. Seit Mitte 2011 betreibt RealNetworks einen Cloud-Dienst für Multimedia-Inhalte namens Unifi.

Intel selbst veröffentlicht nur wenige Details zum Hintergrund des Geschäfts, erwähnt aber Einsatzmöglichkeiten der "Next Generation"-Video-Codec-Technik in Ultrabooks und Smartphones. In der aktuellen (Mobil-)Prozessorgeneration Core i-2000 steckt beispielsweise ein HD-Video-Transcoder (Quick Sync Video). Der Schaltungsblock verarbeitet HD-Videodateien mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Frames pro Sekunde. In den Atom-SoCs für Smartphones und Tablets setzt Intel auf HD-Video-De- und Encoder von Imagination Technologies (PowerVR VXD/VXE), die auf Echtzeit-Verarbeitung bei extrem niedriger Leistungsaufnahme optimiert sind.

Microsofts Hardware Certification Requirements für Geräte mit vorinstalliertem Windows 8 verlangen, dass sie – auch bei Akkubetrieb – bestimmte HD-Video-Formate schneller als in Echtzeit transkodieren können, um Streaming-Funktionen zu ermöglichen. Wohl deshalb stattet auch die Firma AMD, die zuvor die GPGPU-Beschleunigung Avivo für HD-Video-Transcoding bewarb, ihre jüngste GPU-Generation mit der Hardware-Transcoding-Einheit VCE aus.

Das wahrscheinlich bekannteste Produkt von RealNetworks, der RealPlayer, war einst auf Windows-Rechnern weit verbreitet, um Audio- und Videodateien abzuspielen, aber vor allem auch fürs Streaming aus dem Web. Mit einer Schnüffelfunktion handelte sich RealNetworks aber einst eine Sammelklage ein; auch die vielen Sicherheitslücken wurden immer wieder kritisiert. Später wurde der RealPlayer von zahlreichen anderen Programmen verdrängt, etwa vom Windows Media Player und bei Video vor allem vom Adobe Flash Player, der nun selbst durch HTML5 und andere Konzepte unter Druck geraten ist. Eine RealPlayer-Variante wird auch auf Handys vorinstalliert. RealNetworks hat zudem die Streaming-Server-Software Helix im Angebot. (ciw)