Nokia Siemens Networks baut 2900 Jobs in Deutschland ab

Der angeschlagene Netzwerkausrüster wird im Rahmen des angekündigten massiven weltweiten Stellenabbaus zahlreiche Niederlassungen in Deutschland schließen und sich auf fünf Standorte konzentrieren.

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Der angeschlagene Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) streicht in Deutschland 2900 seiner rund 9000 Stellen und schließt unter anderem den derzeitigen Verwaltungsstandort München komplett. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte (PDF-Datei), soll das Geschäft in Deutschland auf die fünf Standorte in Berlin, Bonn, Bruchsal, Düsseldorf und Ulm konzentriert werden, alle übrigen der derzeit rund 35 Niederlassungen sollen geschlossen werden. Der Konzern hatte Ende November mitgeteilt, weltweit rund 17.000 Stellen zu streichen, hatte aber für Deutschland noch keine konkreten Pläne vorgelegt.

Im Rahmen der Restrukturierung sollen rund 1600 Arbeitsplätze auf die verbliebenen fünf Standorte verlagert werden, teilte das Unternehmen weiter mit. Berlin werde künftig Produktionsstätte für optische Netze und zudem ein Standort für Forschung und Entwicklung sowie für Services sein. Bruchsal soll sich als zweiter Produktionsstandort vor allem um die Einführung von Neuprodukten kümmern. In Bonn und Düsseldorf will der Ausrüster die "wichtigsten Aktivitäten des Kundengeschäfts" bündeln. Ulm soll bei Forschung und Entwicklung im LTE-Bereich eine wichtige Rolle spielen.

"Uns ist bewusst, dass dies eine erhebliche Reduzierung der Mitarbeiterzahl ist und wir möchten diese mit Respekt und unter Einhaltung aller rechtlichen Rahmenbedingungen umsetzen", teilte NSN-Deutschland-Chef Hermann Rodler mit. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Gespräche mit deutschen und europäischen Betriebsräten aufgenommen. "Wir müssen in Deutschland diesen schwierigen Schritt machen, um sicherzustellen, dass Nokia Siemens Networks ein wirtschaftlich nachhaltiges Unternehmen ist", sagte Rodler.

NSN will mit den Plänen jährlich rund eine Milliarde Euro einsparen und dafür ganze Geschäftsbereiche eindampfen. Erst im vergangenen Jahr hatten Nokia und Siemens zusammen eine Milliarde in ihr Dauersorgenkind gesteckt, zuletzt half noch einmal der Kapitalmarkt mit einer bitter benötigten Kreditspritze. Bis 2013 soll der Konzern wieder auf die Füße kommen.

Die Gewerkschaft IG Metall hatte bereits im November scharfe Kritik an den Plänen geübt und Gegenwehr angekündigt. Schuld an der Misere bei dem finnisch-deutschen Konzern sei das Management. CEO Rajeev Suri sei "total überfordert", sagte der deutsche NSN-Gesamtbetriebsratschef Georg Nassauer vor einer Woche auf einer Veranstaltung zur Hauptversammlung der Siemens AG in München. "Siemens ist gefordert und muss endlich finanziell und personell Verantwortung übernehmen."

[Update: "Wir wehren uns zusammen mit den Beschäftigten gegen diesen Kahlschlag", sagte der IG-Metall-Beauftragte für NSN, Michael Leppek, am Dienstag in München. Ziel sei, möglichst viele Jobs zu erhalten und vor allem die Schließung des Standorts München noch zu verhindern. Die Beschäftigten hätten schockiert auf die Nachrichten reagiert, sagte Nassauer. Die Gewerkschaft forderte die Firmenleitung auf, die Pläne zu stoppen und will am Mittwoch nach einer Betriebsversammlung in München zu Protesten aufrufen.] (mit Material der dpa) / (vbr)