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x64-Windows startet in 45 Tagen

Zur WinHEC-Entwicklerkonferenz Ende April will Microsoft die x64-Versionen von Windows XP Professional Edition und die angekündigten Server-2003-Editionen freigeben.

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Zur WinHEC-Entwicklerkonferenz Ende April will Microsoft die x64-Versionen von Windows XP Professional Edition und die angekündigten Windows-Server-2003-Versionen freigeben. Der Microsoft-Manager Brian Marr legte sich im c't-Gespräch auf einen Veröffentlichungstermin "Ende April" fest; an der WinHEC 2005 -- die am 25. April beginnt -- , ist AMD, Erfinder der x86-64-Technik, als "Platinum Sponsor" beteiligt.

Von Windows XP wird allerdings ausschließlich die teurere Professional-Edition als x64-Version erscheinen, und zwar zu den gleichen Preisen wie die 32-Bit-Version. Das x64-Professional wird zwar nicht als Retail-Produkt im Einzelhandel erhältlich sein, doch in Deutschland können auch Privatkunden in Verbindung mit dem Hardware-Kauf eine System Builder Edition (SBE) erwerben. Ansonsten ist eine OEM-Version geplant, auch TechNet- und MSDN-Teilnehmer kommen an die finale Version heran. Über den Umweg der PC-Hersteller und -Händler will Microsoft auch ein Umtausch-Programm auflegen: Wer bereits einen Komplettrechner mit Windows XP Professional Edition gekauft habe, könne die Lizenz bei seinem Händler gegen eine x64-Version eintauschen, sofern der Händler mitmacht.

Windows XP Professional x64 Edition nutzt die Code-Basis der gleichzeitig veröffentlichten Server-Editionen; deshalb soll die XP-x64-Variante auch von der angeblich höheren Stabilität und Sicherheit der Server-Versionen profitieren. Das bedeutet aber auch, dass die Service-Packs und Updates für die 32-Bit-XP-Versionen nicht zur x64-Edition passen.

Erst mit dem für das Jahr 2006 geplante geplanten Windows-XP-Nachfolger Longhorn sollen x64-Varianten (und selbstverständlich auch 32-Bit-Versionen) für alle Windows-Editionen verfügbar sein, also etwa auch für die Home- oder Media-Center-Versionen. Bis dahin sieht Marr Windows XP Professional x64 Edition als Fundament für die Entwicklung von 64-Bit-Windows-Software und Treibern, die der x86-64-Technik zum Durchbruch verhelfen sollen. Schon im Verlauf des Jahres 2006, schätzt Microsoft, dürfte der Anteil der 64-Bit-Versionen die Hälfte aller neu verkauften Windows-Rechner erreichen.

Laut Brian Marr ist es für den Erfolg der 64-Bit-Plattformen aber entscheidend, dass möglichst schnell möglichst viel 64-Bit-Anwendersoftware erscheint. Er verwies auf die Anstrengungen, die Microsoft zur Schulung und Unterstützung der Entwickler anbietet, etwa das MSDN und die Route64-Roadshow.

Die Zielgruppe für Windows XP Professional x64 Edition beziffert Marr auf zurzeit 4 Prozent aller Windows-Anwender. Im Geschäftskunden-Bereich sieht Marr vor allem die Highend-Workstations als potenzielle Kandidaten, auf denen CAD/CAM-Anwendungen laufen oder die von Software-Entwicklern sowie zur Herstellung digitaler Medien (Digital Content Creation, DCC) genutzt werden -- etwa PC-Spiele oder Animationsfilme. Konkret nannte er Applikationen wie PTC Pro/Engineer oder NewTek LightWave 3D, von denen relativ schnell 64-Bit-Versionen zu erwarten seien.

Bei den Heimanwendern bestehe die Zielgruppe vor allem aus technisch interessierten "Early Adopters" und enthusiastischen PC-Spielern, die als Erste 64-Bit-Anwendungen zur Audio-, Video- oder Bildbearbeitung sowie Action-Spiele wie Shadow Ops: Red Mercury, Unreal Tournament oder Far Cry einsetzen wollten. Doch bis die Mehrzahl der PC-Spiele wirklich von der 1999 angekündigten 64-Bit-Technik profitiere, sei noch "ein weiter, weiter Weg zurückzulegen", so Marr.

Microsoft selbst plant zurzeit, außer den mit Windows mitgelieferten Applikationen nur ausgewählte Anwendungen auf 64-Bit-Code umzustellen. Als erstes sei das vor allem bei leistungskritischen Server-Anwendungen wie der Datenbank SQL Server interessant; "Client"-Applikationen wie der Windows Media Player oder die Office-Suite könnten aber von der 64-Bit-Technik kaum profitieren -- anders als etwa hochklassige Foto- und Video-Tools oder auch Medien-Encoder.

Einige technische Details präsentierte Marr ebenfalls: So sollen mit dem Compiler-Schalter /LARGEADRESSWAWARE übersetzte 32-Bit-Anwendungen, die bisher maximal 3 GByte Speicher belegen konnten (/3GB-Schalter in der boot.ini), unter x64-Windows bis zu 4 GByte RAM nutzen können. Windows XP Professional x64 Edition werde zwei Prozessor-"Sockel", also auch zwei Multicore-CPUs, und bis zu 128 GByte physischen Speicher unterstützen. Es werde vollständig lokalisierte Sprachversionen in englischer und japanischer Sprache und multilinguale Versionen mit deutscher, französischer, spanischer, italienischer, schwedischer, koreanischer und chinesischer Benutzerschnittstelle geben.

Zur Treiber-Versorgung verwies er auf die in Windows integrierten 64-Bit-Versionen für zahlreiche Komponenten und die vielen bereits verfügbaren Beta-Versionen der Hardware- und PC-Hersteller, räumte aber ein, dass es Lücken vor allem bei älteren Erweiterungskarten zu erwarten seien. Im c't-Heft 5/05 findet sich ein mehrseitiger Schwerpunkt zum Thema x64-Technik (AMD64/EM64T). (ciw)