Qimonda-Insolvenzverwalter fordert 1,7 Milliarden von Infineon

Qimonda bleibt für Infineon ein Problem. Der Insolvenzverwalter des Speicherchipherstellers will mehr als 1,7 Milliarden Euro vom ehemaligen Mutterkonzern.

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Infineon droht Ärger wegen der Pleite der früheren Speicherchiptochter Qimonda: Insolvenzverwalter Michael Jaffé will von dem Münchner Halbleiterhersteller mindestens 1,71 Milliarden Euro zuzüglich Zinsen erstreiten, wie Infineon am Dienstag in einer Pflichtmitteilung bekanntgab. Jaffé wirft laut Infineon dem Konzern vor, Fehler bei der Auslagerung des Speichergeschäfts gemacht zu haben, die Qimonda finanzielle Nachteile gebracht hätten.

Bereits im Dezember 2010 hatte Jaffé vor dem Landgericht München I eine Klage eingereicht und nun seine Forderungen beziffert. Infineon weist die Ansprüche zurück und will sich gegen die Klage "energisch wehren". Der nächste Termin bei Gericht ist nach Unternehmensangaben erst Mitte November. Der Infineon-Aktienkurs gab um mehr als vier Prozent nach und fiel damit ans Dax-Ende.

Qimonda hatte im Januar 2009 Insolvenz angemeldet, nachdem ein drastischer Preisverfall bei Speicherchips zu horrenden Verlusten geführt hatte. Allein in Deutschland waren 4600 Beschäftigte betroffen, neben der Zentrale in München vor allem im Dresdner Chipwerk. Die Pleite riss Infineon beinahe mit den Abgrund. Die Tochter hatte Infineon mehrfach die Bilanz verhagelt. Der Ärger kommt für Infineon ungelegen, aber nicht unerwartet. Seit der Klageerhebung war klar, dass eine Forderung folgen würde. Der Halbleiterhersteller hatte sich nach einer langen Durststrecke wieder aufgerappelt und die vergangenen beiden Geschäftsjahre Gewinne eingefahren – 2010/2011 summierte sich das Plus auf den Rekordwert von 1,1 Milliarden Euro.

Ein Sprecher Jaffés wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Laut Infineon geht der Insolvenzverwalter davon aus, dass der Wert des 2006 in die Qimonda AG ausgegliederten Speicherchip-Geschäfts nicht dem Ausgabebetrag der dafür ausgegebenen Aktien von rund 600 Millionen Euro entsprochen habe, sondern darunter gelegen habe. Jaffé sehe in dem Schritt eine wirtschaftliche Neugründung und wirft dem Konzern vor, darüber bei Gericht keine Erklärung abgegeben zu haben. Dadurch sei das Gesellschaftsvermögen der Qimonda niedriger als das Grundkapital ausgefallen.

Nach Angaben aus Branchenkreisen gab es seit der Klage Ende 2010 Gespräche, um die Möglichkeiten einer Einigung außerhalb des Gerichtssaals auszuloten – bisher waren die offenkundig nicht von Erfolg gekrönt. Nun liegt der Ball weiter im Feld der Justiz. Aus Sicht von Infineon stehen die Vorwürfe Jaffés im Widerspruch zu zwei Wertgutachten, die vor der Kapitalerhöhungen von unabhängigen Wirtschaftsprüfern erstellt wurden. Darin seien die Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass "der Wert des eingebrachten Speichergeschäfts den Ausgabebetrag der ausgegebenen Aktien um ein Vielfaches überstieg", wie es in der Mitteilung vom Dienstag heißt.

Infineon unterstrich, dass der Konzern sich energisch gegen die Forderungen wehren werde. Schon bei Klageerhebung Ende 2010 hatte der Konzern angekündigt, notfalls durch alle Instanzen zu gehen. Hinsichtlich des Ausgangs des Rechtsstreits bliebe man zuversichtlich, heißt es in der Mitteilung weiter. Das zeige auch die Tatsache, dass man die Rückstellungen für Risiken aus diesem Fall nicht erhöhen werde, sagte eine Sprecherin. Bisher hatte der Konzern rund 300 Millionen Euro für den Fall der Fälle zur Seite gelegt.

(vbr)