United Internet will Web.de übernehmen

Die United Internet AG aus Montabaur, der beispielsweise 1&1 und GMX gehört, plant, große Teile des Karlsruher Internet-Unternehmens Web.de zu übernehmen.

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Von
  • Holger Bleich

Die United Internet AG aus Montabaur plant, große Teile des Karlsruher Internet-Unternehmens Web.de zu übernehmen. Das teilten beide Unternehmen am heutigen Mittwochabend in einer Börsen-Pflichtmeldung mit. Als "umfassende Allianz in den Bereichen Internet-Portal und Web-Telekommunikation" deklariert der Internet-Portalbetreiber und Mail-Dienstleister Web.de das Vorhaben, sich mit United Internet zusammenzutun. Zu United Internet gehören unter anderem der Web.de-Konkurrent GMX, der DSL-Dienstleister 1&1 und der Webhoster Schlund+Partner.

Im Rahmen einer Allianz verhandeln die Unternehmen über die Übernahme des Geschäftsbereiches Internet-Portal von Web.de "mit allen Mitarbeitern, Technologien, Vermögensgegenständen sowie Marken- und Lizenzrechten". Offenbar umfasst der Deal die Übernahme sämtlicher Web.de-Internetprodukte durch die United Internet, also etwa das Portal, die Online-Dienste und den E-Mail-Service. Web.de will sich künftig auf die Einführung von "Web-Telekommunikationsprodukten der nächsten Generation" konzentrieren.

Über das Vorhaben wurde am heutigen Mittwoch eine Absichtserklärung unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung der Verträge rechne man im April. Der Vollzug der Übernahme hänge noch von der Zustimmung der Unternehmensgremien und der Freigabe des Zusammenschlusses durch die zuständigen Kartellbehörden ab, hieß es. Für die Übernahme soll United Internet 200 Millionen Euro in bar sowie 5,8 Millionen Unternehmensaktien bezahlen. Die Aktien hätten nach heutigem Kurs einen Wert von rund 133 Millionen Euro. Damit wäre die Web.de AG dann mit 10 Prozent an United Internet beteiligt.

Die geplante Akquisition dürfte in der Tat kartellrechtliche Fragen aufwerfen. Sowohl im Hosting- und DSL-Bereich (1&1) als auch bei den E-Mail-Services (GMX) verfügt United Internet bereits über Platzhirschen in den jeweiligen Marktsegmenten. Das Unternehmen rechnet selbst vor: "Durch die Übernahme des Portals Web.de (10,47 Millionen monatliche Nutzer) wird United Internet (7,59 Millionen allein bei GMX) mit einer zusammengefassten Reichweite von dann mehr als 16 Millionen monatlichen Nutzern zum größten deutschen Portal- und Internet-Dienste-Anbieter, vor T-Online (13,15 Mio.), MSN-Tomorrow Focus und Yahoo."

Man könne durch die Übernahme "überdurchschnittlich von den zukünftigen Entwicklungen in den Bereichen Online-Werbung, E-Commerce, DSL, Online-Dienste, Webhosting und Web-Telekommunikation profitieren", meint man bei United Internet. Allen Nutzern von United Internet sollen künftig sämtliche Web-Telekommunikationsdienste von Web.de angeboten werden. Web.de hatte neben dem Internet-Portal und den Maildiensten seit Mitte vergangenen Jahres bereits Internet-Telefonie im Angebot; im Herbst 2002 hatte web.de zudem mit ComWin einen Web-Telefoniedienst gestartet, der als eine Art webbasierte Vermittlungsstelle diente. (hob)