Google soll von illegalen Angeboten profitiert haben

In dem Prozess gegen die Betreiber eines illegalen Filmdownloads steht auch Google im Rampenlicht: Der Suchmaschinenbetreiber soll mit Anzeigen der Sites über 800.000 US-Dollar verdient haben.

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Während sich die Filmindustrie mit Gedankenspielen über ein eigenes Videoportal in Stellung bringt, erhebt sie jetzt auch scharfe Kritik an YouTube-Mutter Google. Eine Gruppe großer Medienunternehmen, darunter Viacom, NBC Universal, Time Warner, Sony und Disney, warf dem Suchmaschinenbetreiber vor, an dem Verkauf illegal kopierter Filme mit zu verdienen. Google soll die Betreiber zweier Websites aktiv unterstützt haben, denen derzeit wegen der Verbreitung illegaler Filmkopien der Prozess gemacht wird. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise.

Google soll zwischen 2003 und 2005 die Betreiber von EasyDownloadCenter.com and TheDownloadPlace.com unterstützt haben, obwohl Google-Mitarbeiter Kenntnis von der fragwürdigen Natur der Angebote gehabt hätten. Beide Websites boten für eine Jahresgebühr von 29,95 US-Dollar einen "Download-Manager" an, der Filmdownloads aus dem Internet und P2P-Netzen ermöglichte. Googles Anzeigenabteilung sei auf den starken Traffic der Websites aufmerksam geworden und habe die beiden inzwischen 26-jährigen Betreiber über richtige Wahl der Keywords ("bootleg movie download" oder "download harry potter movie") beraten sowie ihnen Kredit für die Anzeigenschaltung eingeräumt. Bis die Websites im Oktober 2005 auf Betreiben der US-Verbandes der Filmindustrie (MPAA) dichtgemacht wurden, nahmen sie dem Zeitungsbericht zufolge 1,1 Millionen US-Dollar ein, von denen über 800.000 US-Dollar für die Werbung an Google gegangen sein sollen.

Die Vorwürfe wurden im Umfeld des Zivilverfahrens laut, das von der MPAA gegen die beiden Website-Betreiber vor einem New Yorker Bezirksgericht geführt wird. Google hat in dem Prozess ausgesagt, steht aber selbst nicht unter Anklage. Pikanterweise hat der Suchmaschinenbetreiber dabei offenbar einräumen müssen, mit den beiden Websites kooperiert zu haben, obwohl Google-Mitarbeiter über die zweifelhafte Natur der beiden Angebote Bescheid wussten. Teile der Prozessunterlagen, darunter die Aussagen Googles, hält das Gericht unter Verschluss, das WSJ bezieht sich auf mit dem Prozess vertraute Kreise.

Für den Suchmaschinenbetreiber mit dem schönen Motto ("Don't be evil") ist der Vorgang insbesondere deshalb peinlich, weil er die ohnehin langwierigen Verhandlungen mit den Medienunternehmen über Rechte für die Tochter Youtube weiter belasten. Google hat dem Bericht zufolge bereits am vergangenen Freitag auf die Vorwürfe reagiert und versprochen, eine Wiederholung der Vorfälle in Zukunft mit geeigneten Mitteln zu unterbinden. So will Google bestimmte Websites nun nicht mehr mit Anzeigen beliefern und den Verkauf einiger Keywords einstellen. Zudem soll das interne Kontrollsystem überarbeitet werden. (vbr)