Zweiter Streich für Intels neuen Core 2 Duo

Intel liefert nun den Core 2 Duo aus, der AMD das Fürchten lehren und den Performance-Spitzenplatz streitig machen soll. Intel will sich die Feierlichkeiten zum Start der neuen CPUs auch nicht vom just verkündeten AMD/ATI-Zusammenschluss verderben lassen.

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Von
  • Benjamin Benz

Nach fast einem halben Jahr Gerüchteküche und einer vorgezogenen Auslieferung von Testmustern für erste Benchmarks ist es nun so weit: Intels neue Geheimwaffe im Kampf um den Spitzenplatz bei den Desktop-CPUs, der Core 2 Duo, ist für den Endkunden verfügbar. Obwohl der Prozessor noch den gleichen Sockel wie seine Pentium-Vorgänger nutzt, hat Intel die gesamte Architektur (Core-Konzept) umgestellt: Der Chip ist nicht nur sehr schnell, sondern verheizt auch vergleichsweise wenig elektrische Leistung. Die ersten Zahlen und Fakten zum neuen Athlon-Killer gab es bereits vor einigen Tagen; in der aktuellen c't Ausgabe 16/06 gibt es weitere ausführliche Berichte mit Daten zur Performance und zur System-Leistungsaufnahme sowie mit Informationen zur Core-Mikroarchitektur.

Ganz ungetrübt dürften Intels Launch-Feierlichkeiten nicht über die Bühne gegangen sein, denn erst am Montag hatte der Erzrivale AMD eine Bombe platzen lassen und die beabsichtigte Übernahme des Grafik- und Chipsatzherstellers ATI verkündet. Damit hat AMD nicht nur wieder aktuelles Chipsatz-Know-how, sondern auch wichtige Mobiltechnologie erworben. ATI dominiert den Markt für Notebook-Grafikchips und liefert die Grafikchips für die neuen von Intel protegierten x86-Macs. Ausgemachtes Ziel der neuen Allianz ist es unter anderem, Intel im Mobilsektor Marktanteile abzujagen. Seit Anfang der Woche kursieren daher diverse Gerüchte, wie und ob Intel in Zukunft ATI schneiden will. Gegenüber c't versicherte ein ATI-Sprecher jedoch, dass beispielsweise Apple nicht vorhabe, künftig andere Grafikchips in den Macs zu verbauen. Auch wolle ATI – zumindest so weit es die aktuelle Roadmap vorsieht – weiterhin Chipsätze für Intel-CPUs bauen.

Ebenfalls am heutigen Donnerstag erblicken der G965- und der Q965-Chipsatz das Licht der interessierten IT-Welt. Beide verfügen über integrierte Grafik, das Q-Modell zusätzlich über Fernwartungsfunktionen. Den Mainstream-Chipsatz P965 stellte Intel bereits vor einigen Wochen vor. Er konnte in unserem Testlabor mit guter Performance glänzen und hängt sogar das noch aktuelle Spitzenmodell 975X ab.

Nach wie vor setzt Intel auf zwei getrennte Chipsatz-Bausteine: Northbridge alias Memory Controller Hub (MCH) – oder im Fall des Q965 Graphics Memory Controller Hub (GMCH) – und I/O Controller Hub (ICH) respektive Southbridge. Der MCH kümmert sich um die Anbindung der Grafikkarte (PCI Express for Graphics, PEG) und des Arbeitsspeichers. Die beiden Speicherkanäle des P965 MCH laufen mit bis zu 400 MHz (PC2-6400/DDR2-800) und unterstützen auch die auf ungepufferten 2-GByte-DIMMs sitzenden 1-GBit-Speicherchips – aber nicht beides gleichzeitig: Man kann also mehr als 4 GByte Speicher (bis zu 8 GByte) nur bei maximal 333 MHz nutzen (PC2-5300/DDR2-667). Der Frontsidebus zwischen Prozessor und MCH läuft mit 133, 200 oder 266 MHz (FSB533/FSB800/FSB1066). Der neue Chipsatz kooperiert auch mit älteren Celeron- und Pentium-4-Prozessoren.

Der neue Grafikkern GMA3000 soll dank DirectX 9, Hardware-T&L, Unified Shaders, Pixel Shader 3.0 und Vertex Shader 3.0 die Premium-Logo-Anforderungen für Windows Vista problemlos erfüllen. Dank Hardware-Beschleunigung für MPEG-2- und Microsoft-VC1-Decoding (aber nicht H.264) kann er den Prozessor bei diesen Aufgaben entlasten. HDMI- und UDI-Ports sollen sich über eine ADD-Karte im PEG-Slot realisieren lassen. Und mit deutlich verbesserter Unterstützung für analoge (50-Hz-)Fernsehgeräte will Intel die Bildqualität beim Wohnzimmereinsatz optimieren.

Die beiden neuen Chipsätze dürften insbesondere für Büro-PCs, die keine hohen Ansprüche an 3D-Performance stellen, interessant sein. Auch für sparsame Rechner lohnt ein Chipsatz mit integrierter Grafik, da diese weniger Leistung aufnimmt als eine separate Grafikkarte. Insgesammt verheizen die 965-Modelle aber recht viel Energie – auf bis zu 26 Watt kommen North- und Southbridge zusammen.

Siehe dazu auch in der aktuellen Ausgabe von c't: (bbe)

  • Gestählter Goliath, Neue Prozessoren sollen Intel verlorene Marktanteile zurückbringen, c't 16/06, S. 106
  • Ausreißer, Intel Core 2 Duo kontra AMD Athlon 64 X2, c't 16/06, S. 106
  • Kraftakt, Die Core-Mikroarchitektur im Vergleich zu P6/Yonah, Pentium 4 und Athlon 64, c't 16/06, S. 106