RoboCup-WM: Wettkampf der Ligen
Im Mittelpunkt der RoboCup-WM steht immer noch das Fußballspiel. Daneben hat sich aber mittlerweile eine kaum noch überschaubare Vielzahl weiterer Ligen und Spezialwettbewerbe etabliert.
- Hans-Arthur Marsiske
Mit den Vorrundenwettbewerben in der Juniorliga beginnt heute in Atlanta die 11. RoboCup-Weltmeisterschaft. Über 300 Teams aus mehr als 30 Ländern sind zum Georgia Institute of Technology gekommen, um hier ihre Roboter gegeneinander antreten zu lassen. Im Mittelpunkt steht dabei immer noch das Fußballspiel. Daneben hat sich aber mittlerweile eine kaum noch überschaubare Vielzahl weiterer Ligen und Spezialwettbewerbe etabliert.
Als der RoboCup 1997 erstmals ausgetragen wurde, gab es lediglich drei Fußball-Spielklassen: die Simulationsliga sowie die Wettbewerbe für radgetriebene kleine und mittelgroße Roboter. Das Fußballspiel dient dabei als einheitliche Testumgebung, um die Leistungen der autonom agierenden Roboterteams vergleichen zu können. Von Anfang an war aber vorgesehen, weitere Wettbewerbe hinzuzufügen. Denn die Orientierung auf dem Fußballfeld erfordert zwar grundlegende Fähigkeiten, etwa bei der Selbstlokalisierung, Pfadplanung oder Verhaltensauswahl, die für viele Alltagsaufgaben erforderlich sind.
Gleichwohl müssen bei konkreten Anwendungen zumeist noch spezifische Fertigkeiten hinzukommen. So gibt es seit 2001 beim RoboCup auch einen Wettbewerb für Rettungsroboter, bei dem im Unterschied zum Fußball auch Fernsteuerung zugelassen ist. Im vergangenen Jahr wurde die Liga "RoboCup@Home" ins Leben gerufen, bei der die Roboter Aufgaben in einer häuslichen Umgebung bewältigen müssen. Der Fußballwettbewerb selbst hat sich zudem um neue Ligen für vierbeinige und zweibeinige Roboter erweitert, die wiederum teilweise in verschiedene Unterklassen aufgeteilt sind.
Auf diese Weise hat sich ein Wettstreit der Ligen untereinander um die Aufmerksamkeit des Publikums entwickelt. So konnte die Simulationsliga anfangs deutlich schnellere Spiele mit koordinierteren Spielzügen bieten als die realen Roboter. Die zogen jedoch bald nach, verloren immer weniger Zeit mit der Suche nach dem Ball und begeisterten die Zuschauer mit spektakulären Dribblings in der Middle Size League oder präzisen Pässen in der Small Size League. Nachdem die vierbeinigen und zweibeinigen Roboter ihre Kinderkrankheiten überwunden hatten, konnten auch sie mit spannenden Begegnungen punkten.
So steht bei jedem RoboCup-Turnier anfangs auch immer die Frage im Raum, welche Liga wohl diesmal die interessantesten Begegnungen bieten wird. Von der Anzahl der Teams und den Beobachtungen am ersten Tag der Vorbereitungen spricht vieles für die Humanoid League. Kaum ausgepackt und montiert, zeigten viele Zweibeiner bereits bei den ersten Tests bemerkenswert sichere Bewegungen. Ob neue Teams wie etwa Fumanoid von der Freien Universität Berlin auch im Spiel gegen erfahrene Gegner bestehen können, wird sich ab morgen zeigen, wenn auch für die Seniorenteams das Turnier beginnt.
Auch die Simulationsliga kann mit gesteigerter Aufmerksamkeit rechnen, denn hier werden erstmals richtige Spieler mit Körper und Gliedmaßen zu sehen sein, die mit Schwerkraft und Reibung kämpfen müssen. Zwar stimmen die Proportionen noch nicht ganz: So sind die simulierten Spieler derzeit noch über vier Meter groß, wiegen aber nur etwa fünf Kilo – weswegen sie beim Kicken des Balls Mühe haben, das Gleichgewicht zu halten. Auch sind mit den verfügbaren Rechenleistungen vorerst nur Spiele mit drei gegen drei Spielern möglich. Aber für den Gewinn an Realismus lässt sich die Einbuße an Spieldynamik verkraften – zumal sie aller Erfahrung nach nur vorübergehend sein wird.
Zur RoboCup-WM 2007 siehe auch:
Zur RoboCup German Open 2007 siehe auch:
- Warmer Empfang, RoboCup German Open auf der Hannover Messe, c't 10/07, S. 48
- Die German Open haben in Hannover eine neue Heimat gefunden
- Essen nicht vergessen
- Ein Spiel, aber keine Spielerei
- Die Räume werden noch nicht voll genutzt
- RoboCup sucht den Kontakt zur Industrie
- "RoboCup German Open 2007" startet morgen auf der Hannover Messe
Siehe zu dem Thema Robotik auch das c't-Roboterprojekt:
Zu den Roboterfußball-Wettbewerben und der Robotik-Forschung siehe auch:
- An der langen Leine, Roboter im Sicherheitsdienst, c't 9/07, S. 82
- Mobile Maschinen, Robotik und Nachwuchsförderung auf der Hannover Messe, c't 9/07, S. 30
- Mehr als nur Fußball, RoboCup-WM wird erstmals in Deutschland ausgetragen, c't 13/06, S. 98
- KI auf dem Fußballfeld, Praktische Forschung bei der RoboCup-Weltmeisterschaft, c't 13/06, S. 102
RoboCup-WM 2006:
- Deutschland ist schon Fußball-Weltmeister - aber nicht allein
- Osaka ist Weltmeister!, Spielbericht zum Robocup-2006-Finale der Humanoid League, Kid-Size-Klasse, in Technology Review online
- Abschied von den Aibos?
- Durch Kampf zum Spiel
- Humanoide auf dem Weg zur Dynamik
- Simulation als Profiliga
- Mittel, klein, eco
- Impressionen aus den Vorrunden, Bilderstrecke in Technology Review online
- Rückblick und Vorgriff
- Serviceroboter auf dem Vormarsch
- Weltmeisterschaft der Fußballroboter startet in Bremen
RoboCup-WM 2005:
- Deutschland ist (mehrfacher) Weltmeister!
- Deutsche Teams in den Finalspielen
- Spannende Finalrunde
- Große Dynamik bei den Humanoiden
- Jetzt kicken und tanzen auch die Junior-Roboter
- Virtuelles Feuer
- Hoch spielen, flach gewinnen
RoboCup-WM 2004:
- Deutschland ist (auch) Weltmeister
- Fünf Freunde müsst ihr sein
- Ein dynamisches Netzwerk mit 22 Knoten
- Wie bekommt der Roboterfußball neue Dynamik?
- Neue Dimensionen des Roboterfußballs
- Stürmer aus Stahl in Technology Review
(Hans-Arthur Marsiske) / (anw)