SCO vs. Linux: SCO will Groklaw-Gründerin vor Gericht zitieren

Groklaw gilt als wichtigste Anlaufstelle für alle, die die endlosen Wendungen der Prozesse um Unix-Rechte und angebliche Rechte-Verletzungen in Linux verfolgen wollen. Gründerin Pamela Jones soll nun identifziert werden und im Prozess gegen IBM aussagen.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM über möglicherweise illegal transferierten Sourcecode oder Codekonzepte hat SCO nach diversen Rückschlägen einen neuen Dreh in den Prozess gebracht. SCO möchte nun Pamela Jones, die die Website Groklaw.net initiierte und mitbetreibt, vom Gericht vorladen lassen. Die Site Groklaw, die unermüdlich die Verwicklungen in den Auseinandersetzungen zwischen SCO, IBM, Novell und der Linux-Community verfolgt und zugehörige Dokumente veröffentlicht, gilt als wichtigste Anlaufstelle für jedermann, der die endlosen Wendungen der SCO-Prozesse um Unix-Rechte, angebliche Rechteverletzungen durch IBM und gegen Linux-Anwender verfolgen will.

In der vergangenen Woche versuchte SCO laut einem Forbes-Bericht, Jones durch das Gericht eine Vorladung zustellen zu lassen – was aber nach Aussagen von mit den Vorgängen vertrauten Personen zumindest an der von SCO angegebenen Adresse fehlgeschlagen sei. SCO möchte Jones mit der Vorladung zu einer eidesstattlichen Aussage in dem Verfahren zwischen IBM und SCO um angeblich illegal aus Unix System V nach Linux transferierten Code beziehungsweise von Linux übernommene Konzepte zwingen.

Dass SCO Groklaw und seine Gründerin ins Visier nimmt, ist nicht neu: Bereits bei der Finanzpressekonferenz im April 2005 hatte SCO-Chef Darl McBride angekündigt, dass seine Firma eingehende Recherchen über Groklaw und Pamela Jones anstellen und diese Recherchen veröffentlichen werde. "Wir sind nahe dran", hatte McBride damals verkündet – und den Mund wohl etwas zu voll genommen, da SCO bislang die Person hinter dem Namen, der wahrscheinlich ein Pseudonym ist, nicht identifizieren konnte.

SCO hatte immer wieder vermutet, hinter Groklaw stecke IBM selbst – bei Groklaw finden sich keine näheren Informationen zu Pamela Jones; die Website selbst ist über die Firma Domains-by-Proxy angemeldet, die anonymisierte Domain-Anmeldungen anbietet und wiederum den Registrierungsdienstleister GoDaddy zum Eintrag der Domain nutzt. Jones startete auch die Website Grokline als Projekt, die historischen Eigentumsverhältnisse an Unix zu dokumentierten.

SCO-Sprecher Blake Stowell hatte übrigens zuletzt im Mai 2005 als Reaktion auf einen Artikel, der die Identität von Pamela Jones enthüllen wollte, die Linie von SCO gegen Groklaw vorgegeben: "Wir denken, dass es um mehr geht als die Frage, wer Pamela Jones ist und wer Beiträge für Groklaw verfasst. Niemand weiß, wie Groklaw finanziert wird. Diese Website entspricht nicht dem objektiven Journalismus, sie ist einfach Anti-SCO." Blake Stowell übrigens hat SCO in diesen Tagen verlassen und wird künftig für die Webanalyse-Firma Omniture arbeiten.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)