Office-Pakete: RagTime ist tot, es lebe RagTime

RagTime, der Hersteller der gleichnamigen Business-Publishing-Software, ist insolvent. Zwei neue Gesellschaften übernehmen Weiterentwicklung und Vertrieb.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 92 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der Hildener Hersteller des gleichnamigen Business-Publishing-Pakets RagTime hat am 28. Juni wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz angemeldet. Der Co-Gründer, bisheriger Geschäftsführer und Chefentwickler, Kai Brüning, hat das Unternehmen verlassen, wird fortan aber als freiberuflicher Berater und Entwickler unter anderem für RagTime tätig bleiben. Zwei neu gegründete Gesellschaften, die RagTime.de Development GmbH und die RagTime.de Sales GmbH, übernehmen Weiterentwicklung und Vertrieb. Helmut Tschemernjak, Co-Geschäftsführer und -Gesellschafter der früheren RagTime GmbH und Geschäftsführer der RagTime.de Development GmbH, hat im Rahmen eines Management-Buyouts die vollständigen Rechte an Namen und Produkt erworben. Er wird die Entwicklung in Hannover, wo auch sein anderes Unternehmen Helios Software GmbH, Hersteller von Server-Software, sitzt, zentralisieren. "Ich werde versuchen, alle Entwickler zu übernehmen. Gespräche laufen bereits", sagte Tschemernjak gegenüber heise online. Auch die Support-Mitarbeiter sollen möglichst weiterbeschäftigt werden, und zwar bei der RagTime.de Sales GmbH in Dortmund, die der bisherige Vertriebsleiter bei RagTime GmbH, Friedrich Eul, leitet. Sie hat sich vertraglich alle exklusiven Vertriebsrechte für Deutschland gesichert.

"Obwohl sich der Umsatz von RagTime im letzten Jahr vervierfacht, im Education-Bereich sogar verfünffacht hat, hat es nicht gereicht", sagt Tschemernjak. "Unser größter Fehler war, dass wir die Windows-Portierung erst mit der Version 5, nicht schon mit der Version 3 geschafft haben. Zumal Apple jahrelang mit neuen Macs das Microsoft-Office-Paket gebundelt hat und der Mac-Markt bis 2004 kontinuierlich schrumpfte." Im November 2001 war RagTime privat erschienen, eine Gratisvariante, der gegenüber der Vollversion lediglich kleinere Module fehlten, welche es ebenfalls zum kostenlosen Download gab. "RagTime privat hat das Produkt insbesondere im Windows-Markt bekannt gemacht, aber die Rechnung, dass all unsere Kunden in Unternehmen weiterhin Lizenzen kaufen, ging leider nicht auf", so Tschemernjak weiter.

Jetzt will man "mit voller Kraft und vollem Engagement" zurück zum Erfolg und arbeitet vorerst an einer Bugfix-Release 6.0.2, die innerhalb von zehn Tagen erscheinen soll. Im Laufe der nächsten zehn Wochen soll eine öffentliche Betaversion der ersten Universal Binary für Intel-Macs veröffentlicht werden, die "auf jeden Fall noch in diesem Jahr" als finale Version kommen und dann auch Windows-Anwendern die eine oder andere kleinere neue Funktion – OLE-Automatisierung, Texte auf Pfaden – bieten soll. Wann eine größere neue Version mit welchen Verbesserungen auf den Markt kommt, wollte Tschemernjak noch nicht verraten, nur so viel: "Wir arbeiten mit Hochdruck weiter, zum Beispiel an der Textverarbeitung."

RagTime positioniert ihr Produkt selbst als "professionelles Business-Publishing-Paket": Texte, Rechenblätter, Diagramme, Bilder und Zeichnungen lassen sich von derselben Anwendung in einem zentralen Dokument kombinieren. (se)