"Unbreakable Enterprise Kernel" für Oracle Linux jetzt mit Btrfs

Mit dem Release 2 des "Unbreakable Enterprise Kernel" für Oracle Linux gilt das Dateisystem Btrfs jetzt als reif für den Produktiveinsatz. Als "Technology Preview" sind Container-Virtualiserung mit LXC und die Solaris-Tracing-Lösung Dtrace enthalten.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Mit dem jetzt freigegebenen Release 2 des "Unbreakable Enterprise Kernel" (UEK) für Oracle Linux ab Version 5.8 und 6.2 gilt das Dateisystem Btrfs bei Oracle nun als reif für den Produktionseinsatz. Damit ist Oracle nach Suse der zweite Linux-Distributor, der das Dateisystem in einer Distribution für Unternehmenskunden offiziell unterstützt, obwohl es im von Linus Torvalds gepflegten Standard-Kernel derzeit noch als experimentell gilt. Suse hatte diesen Schritt Ende Februar mit dem zweiten Service Pack für Suse Linux Enterprise (SLE) gewagt, bei dem der Einsatz des als "Next Generation File System" für Linux auserkorenen Btrfs erstmals vom Suse-Support abgedeckt wird.

Bei Fedora, OpenSuse und Ubuntu lässt sich Btrfs schon seit einiger Zeit während der Installation verwenden. Pläne, Btrfs als Standard-Dateisystem einzusetzen, wurden jedoch immer wieder verschoben; unter anderem, weil nur ein rudimentäres Werkzeug zum Prüfen und Reparieren von Btrfs-Dateisystemen verfügbar ist. Genau wie Suse liefert auch Oracle eine noch nicht allgemein verfügbare, verbesserte Variante von btrfsfsck mit. Im Entwickler-Depot der Btrfs-Werkzeuge findet sich allerdings seit einem Monat Code eines verbesserten Prüf- und Reparatur-Werkzeugs – der liegt aber in einem Zweig, der durch seinen Namen "dangerdonteveruse" vom Einsatz nachdrücklich abrät.

Ähnlich wie beim ersten Unbreakable Enterprise Kernel soll auch das zweite Release laut Oracle besser skalieren und schneller arbeiten als die nicht-UEK-Kernel von Oracle Linux – genau wie die meisten anderen Komponenten von Oracle Linux sind diese Nachbauten der Quellpakete von Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Während der RHEL-6-Kernel und der erste UEK-Kernel auf Linux 2.6.32 aufsetzten, basiert der UEK-R2-Kernel auf Linux 3.0.16; da die führende "3" und die um eine Stelle kürzere Versionsnummer einige Programme verwirren kann, identifiziert er sich selbst als 2.6.39.

Durch diese rund eineinhalb Jahre jüngere Kernel-Basis bringt der UEK-R2-Kernel alle in dieser Zeit in den offiziellen Linux-Kernel eingezogenen Funktionen mit; darunter Transparent Huge Pages (THP) , Memory Compaction, Transmit Packet Steering und eine Reihe aktualisierter Treiber. Einige dieser und anderer Funktionen sind allerdings auch auf den 2.6.32-basierten Kernel von RHEL 6.2 und dessen Nachbau in Oracle Linux 6 zurückportiert.

Oracle betont, mit dem neuen Kernel auch Xen besser zu unterstützen. Der Kernel bringt zudem einige neue Funktionen, die jedoch noch als "Technology Preview" gelten und vom Oracle Support fürs Erste nicht abgedeckt werden; dazu zählt die Replikationslösung DRBD, die Container-Virtualiserung mit LXC und der von Solaris stammende Tracing-Lösung Dtrace.

Die Quellen der UEK-R2-Kernel und die von Oracle vorgenommenen Änderungen sind über ein Git-Depot abrufbar. Die Release Notes gehen näher auf die Neuerungen des Kernels ein; ein PDF-Dokument bietet einen weniger technischen Blick. Die Seite "Getting Started with Oracle Unbreakable Enterprise Kernel Release 2" erläutert die Installation des Kernels; die gelingt auch über öffentliche Yum-Depots, daher sollten experimentierfreudige Anwender den Kernel auch bei RHEL und RHEL-Nachbauten wie CentOS oder Scientific Linux einbinden können.

Den Support für den ersten Unbreakable Enterprise Kernel will Oracle in neun Monaten einstellen. Unterstützung für neue Hardware baut Oracle in das erste Release nicht mehr ein; solche Verbesserungen sollen statt dessen in überarbeitete Version des UEK-R2-Kernels einfließen, die Oracle im Quartalstakt freigeben will. (thl)