RoboCup-WM: Abschied vom Aibo

Mit dem traditionellen Duell Mensch gegen Robotertorwart wurde die 11. RoboCup-WM in Atlanta eröffnet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Mit beschwingter Gospelmusik vom New Seasons Choir, mehreren Ansprachen und dem traditionellen Duell Mensch gegen Robotertorwart ist die 11. RoboCup-Weltmeisterschaft heute auch ganz offiziell eröffnet worden. Stuart Shepherd, Präsident vom Hauptsponsor Kuka Robotics USA, scheiterte mehrmals am Keeper des amtierenden Weltmeisters Brainstormers Tribots, bevor er das Runde ins Eckige brachte.

Bald danach waren die Roboter auf den Spielfeldern wieder unter sich. Während es in der Middle Size League zunächst um Spezialwettbewerbe wie das Erkennen unterschiedlicher Bälle ging, begannen in der Humanoid League bereits die Vorrundenspiele. Wie üblich hatten alle Teams zunächst mit Kalibrierungsfehlern und Ausfällen bei der Hardware zu kämpfen. Selbst die Roboter des amtierenden Weltmeisters Team Osaka stapften zeitweise auf der Stelle, fegten aber trotzdem gleich mehrere Gegner mit 10:0 vom Platz. Auch Vizeweltmeister NimbRo von der Universität Freiburg zeigte noch keine Topform, gewann gleichwohl gegen die überraschend guten Roboter des thailändischen Teams Kmutt mit 5:2.

Bemerkenswert war auch der Einstand des RoboCup-Neulings Fumanoid von der Freien Universität Berlin. Zwar ist das 3:0 gegen das japanische Team Jeap auch auf einen Totalausfall beim Gegner zurückzuführen, aber die Bewegungen der Berliner Roboter wirkten recht überzeugend. Da scheint noch mehr drin zu sein. Ebenfalls steigerungsfähig dürften die Roboter des Bremer Teams B-Human sein, die sich durch eine an Breakdance erinnernde Schusstechnik auszeichnen, bei der sich der Roboter mit einem Arm abstützt. Damit gelang ihnen gegen das enttäuschende Team Tsinghua Hephaistus von der Pekinger Tsinghua University ein 2:0. Das bedeutet schon mal eine Kiste Bier, denn die hat Teamchef Thomas Röfer seinem Team für jedes gewonnene Spiel versprochen.

Die diesjährige RoboCup-WM ist auch die Abschiedsvorstellung von einem Publikumsliebling: Nachdem Sony die Produktion des vierbeinigen Roboters Aibo eingestellt hat, wird es beim RoboCup zum letzten Mal Fußballspiele mit ihm geben. Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Vierbeinerliga abgeschafft wird. Die RoboCup Federation hat dazu aufgerufen, Vorschläge für ein Nachfolgemodell auszuarbeiten. Vier dieser Vorschläge wurden zur Präsentation nach Atlanta eingeladen. Sie soll am Samstag stattfinden.

Der Charme der Aibo-Liga besteht für die Teilnehmer darin, dass sie mit einem realen Roboter arbeiten können, sich aber ausschließlich um die Software kümmern müssen. Im Unterschied zu anderen Ligen durften an der Hardware keine Veränderungen vorgenommen werden. In der zum großen Teil aus Informatikern bestehenden RoboCup-Gemeinde besteht daher großes Interesse, die Liga mit einem anderen Standardroboter fortzuführen.

Der Aibo-Nachfolger muss nicht unbedingt vier Beine haben. So hat die japanische Firma ZMP einen armlosen Zweibeiner vorgeschlagen, dürfte es damit aber wahrscheinlich schwer haben, sich durchzusetzen. Schließlich gibt es beim RoboCup bereits die Humanoid League für zweibeinige Roboter, die sich sehr dynamisch entwickelt. Es werden sehr gute Argumente erforderlich sein, um die RoboCup Federation zu überzeugen, daneben eine weitere Zweibeinerliga einzurichten.

Vom Vorschlag der französischen Firma Robosoft sind bisher nur Simulationen, erstellt mit der Microsoft-Software Robotics Studio, bekannt. Erfahrene RoboCup-Teilnehmer äußern sich skeptisch über die Konstruktion. Es sei schwer vorstellbar, wie ein solcher Roboter den Ball kontrollieren soll. Ein Firmenvertreter wird wohl erst kurz vor der Präsentation mit einem realen Modell hier eintreffen.

Die beiden anderen Modelle wirken schon allein deswegen überzeugender, weil in ihre Entwicklung Erfahrungen von RoboCup-Teams aus der Aibo-Liga eingeflossen sind. So hat der amtierende Weltmeister NUBots von der australischen University of Newcastle gemeinsam mit der Firma Tribotix einen Vierbeiner entwickelt, der einige Schwächen des Aibo überwindet. Insbesondere die Kamera, die den Teams viele Probleme bereitet hat und bereitet, soll erheblich leistungsfähiger sein, ebenso die Servomotoren zur Steuerung der Gelenke. Zudem gibt es ein bewegliches Hüftgelenk, das geschmeidigere und vielfältigere Gangarten ermöglicht. Erste Proben davon haben die NUBots auf YouTube veröffentlicht.

Stärker ans Design des Aibo angelehnt ist das an der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit dem japanischen Hajime Research Institute entwickelte Modell, das bereits vergangene Woche der Presse präsentiert wurde. Auch dieser Roboter verfügt über eine leistungsfähigere Kamera. "Wir werden ihn auf jeden Fall vermarkten", sagt Oskar von Stryk, Professor am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt. Dabei wäre die Akzeptanz durch die RoboCup Federation aber natürlich eine willkommene Hilfe. Mit einem Preis von etwa 3500 Euro wäre der Roboter für RoboCup-Teams noch durchaus erschwinglich. Ein Problem ist allerdings derzeit noch das zu hohe Gewicht, das die Beweglichkeit einschränkt. Durch Verbesserungen bei der Verschalung sollte es durchaus möglich sein, hier noch Reduzierungen zu erreichen, aber wohl kaum bis Samstag. Da ist dann ein guter Präsentator gefragt, um mögliche Defizite bei der Performance des Roboters auszugleichen.

Zur RoboCup-WM 2007 siehe auch:

Zur RoboCup German Open 2007 siehe auch:

Siehe zu dem Thema Robotik auch das c't-Roboterprojekt:

Zu den Roboterfußball-Wettbewerben und der Robotik-Forschung siehe auch:

RoboCup-WM 2006:

RoboCup-WM 2005:

RoboCup-WM 2004:

(Hans-Arthur Marsiske) / (anw)