Microsoft-Forscher ermitteln Crowd-IQ

Web-2.0-Fans glauben fest daran, dass "die Crowd" – die Menge aller Online-User – schlauer ist als ein Einzelner. Forscher bei Microsoft Research haben das jetzt erstmals nachgewiesen.

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Web-2.0-Fans glauben fest daran, dass "die Crowd", also die Menge aller Online-User, schlauer sein kann als ein Einzelner. Wie groß diese Intelligenzverstärkung durch Gruppen tatsächlich ist und von welchen Bedingungen und Faktoren sie abhängt, ist bislang aber ungeklärt. Im kommenden Sommer wollen die Informatiker Thore Graepel und seine Kollegen bei Microsoft Research nun neue Erkenntnisse zum Thema vorlegen, berichtet Technology Review in seiner April-Ausgabe (seit Donnerstag am Kiosk oder online zu bestellen). Sie haben dazu erstmals quantitative Messungen der Gruppenintelligenz vorgenommen. Das Ergebnis: Richtige Gruppenentscheidungen können die Intelligenz einer Menge gegenüber dem Einzelnen tatsächlich steigern – um bis zu 20 Prozent.

Bei ihrem Versuch nutzten die Wissenschaftler um Graepel Intelligenztests, die 138 Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren 2006 im Rahmen seiner Standardisierung für den britischen Markt absolviert hatten. Der Test war ein sogenannter Matrizentest, in dem den Probanden einige grafische Symbole gezeigt werden, die sie mit einem von acht möglichen Lösungselementen ergänzen müssen. Er liefert zum einen den Intelligenzquotienten der einzelnen Testpersonen. Fasst man die Lösungen aller Gruppenmitglieder für einzelne Aufgaben jeweils zusammen und ermittelt daraus ein Gruppenergebnis, kann man aber auch für die gesamte Gruppe einen Intelligenzquotienten errechnen.

Natürlich hängt das Ergebnis des Versuchs stark davon ab, wie man diese Gruppenantwort ermittelt. Die Microsoft-Forscher nahmen als Ergebnis einer Gruppe jenes Kästchen, das die meisten Testpersonen angekreuzt hatten – eine simple Abstimmung also. In homogenen Gruppen liegt der Intelligenzquotient einer Crowd demnach stets über dem des cleversten Individuums – ganz gleich ob die Gruppe eher dumm oder eher intelligent ist. Der Zuwachs nimmt zunächst mit der Gruppengröße zu, flacht allerdings ab einer bestimmten Mitgliederzahl ab.

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(bsc)