US-Radiostation zieht Apple-kritische Sendung zurück

In einer Ausgabe der renommierten Show "This American Life" äußerte der Schauspieler Mike Daisey scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn. Nun kam heraus, dass Teile davon erfunden waren.

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Die renommierte US-Radioshow "This American Life" (TAL), die im öffentlichen Rundfunk läuft, hat eine Apple-kritische Sendung zurückgezogen. In der TAL-Ausgabe namens "Mr. Daisey and the Apple Factory" vom 6. Januar hatte der Schauspieler Mike Daisey Teile eines Bühnenmonologs aufgeführt, in dem scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn geübt wurde. Darin sagte er unter anderem, er sei minderjährigen Arbeitern begegnet, die erst 12 Jahre alt gewesen seien. Außerdem berichtet er von einem Mann, der bei der iPad-Herstellung schwer verletzt worden und seitdem behindert sei. Daisey behauptete außerdem, Arbeiter getroffen zu haben, die durch das Reinigungsmittel N-Hexan Nervenschädigungen erlitten hätten.

Wie sich nun herausstellte, stimmten alle drei Behauptungen nicht. Der NPR-Sendung "Marketplace" gelang es, Daiseys chinesische Übersetzerin zu kontaktieren, die angab, sich weder an minderjährige Arbeiter noch an Treffen mit von Foxconn geschädigten Angestellten erinnern zu können. Auch N-Hexan-Opfer habe man nicht besucht. Daisey gab in einer weiteren "This American Life"-Ausgabe mittlerweile zu, es mit den Details "nicht so genau" genommen zu haben. Sein Fehler sei gewesen, seinen Bühnenmonolog als Journalismus darzustellen.

Frei erfunden hat Daisey die Dinge, die er selbst erlebt haben will, allerdings nicht: Minderjährige Arbeitnehmer nennt Apple selbst in seinen Zulieferberichten als Problem, das gelegentlich auftritt. Ebenso gab es bereits Schädigungen durch N-Hexan beim Apple-Zulieferer Wintek. Arbeitsschutz-Aktivisten fürchten nun, dass durch Daiseys Umgang mit der Wahrheit ihre Glaubwürdigkeit unterminiert werden könnte. Der Schauspieler hat seinen Theatermonolog unterdessen um Fehler bereinigt und nennt nun am Anfang einen "Disclaimer".

Update: Während Apple zu dem Vorfall weiterhin keinen Kommentar abgibt, hat sich ein Foxconn-Sprecher mittlerweile gegenüber der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg geäußert. Louis Woo sagte am Firmenhauptsitz in Taipei, er sei froh, "dass die Lügen von Mike Daisey aufgedeckt" worden seien. Er bezichtigte die Medien, bei ihrer Suche nach der Wahrheit aber "noch immer nicht weit genug" zu gehen. Foxconn sei "zum bösen Unternehmen stilisiert" worden. Ein weiterer Foxconn-Sprecher sagte unterdessen, der Konzern plane derzeit nicht, TAL oder Daisey rechtlich zu belangen. (bsc)