Irischer Provider Eircom beantragt Insolvenzverfahren

Irlands größter Internetprovider Eircom kann seine Schulden offenbar nicht mehr bedienen. Das Unternehmen zählt zu den wenigen Anbietern in Europa mit "Three Strikes"-Netzsperren.

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Der größte irische Internetprovider Eircom ist offenbar zahlungsunfähig. Am Donnerstag legte das Unternehmen den Insolvenzantrag beim High Court in Dublin vor, wie die Irish Times berichtet. Derzeit belaufen sich die Schulden des 1999 privatisierten Staatsunternehmens auf etwa 4,1 Milliarden Euro. Eine Entscheidung des Gerichts wird noch am heutigen Freitag erwartet.

Bei einem positiven Bescheid würde die Eircom 100 Tage Schutz vor Gläubigern genießen – Zeit, in der das Unternehmen unter Aufsicht eines sogenannten "interim examiner" seine Schulden restrukturieren will. Die Verpflichtungen sollen auf 2,34 Milliarden Euro reduziert werden, wobei laut einem Unternehmenssprecher zahlreiche Gläubiger zum teilweisen Verzicht auf Forderungen bereit seien. Geplant sei außerdem, innerhalb der nächsten fünf Jahre 1000 Mitarbeiter zu entlassen.

Eircom zählt zu den wenigen Providern Europas, die ein “Three Strikes“-System mit abgestuften Netzsperren eingeführt haben. Nach einer Klage von vier großen Plattenfirmen im Jahr 2008 hatte Eircom eine außergerichtliche Einigung angestrebt. Infolgedessen blockierte das Unternehmen 2009 seinen Kunden zunächst den Zugang zu The Pirate Bay und richtete dann 2010 die Netzsperren ein. Andere irische Provider hingegen, wie etwa die Nummer zwei des Landes UPC, konnten sich vor Gericht bislang erfolgreich gegen die Klagen der Plattenfirmen wehren.

[UPDATE]

Wie die Irish Times meldet, wurde der Insolvenzantrag inzwischen positiv beschieden. Der High Court sah gute Überlebens-Chancen für das Unternehmen und sprach Eircom den Gläubigerschutz zu. Ebenfalls wurde ein "interim examiner" ernannt. Insgesamt ist dieser Insolvenzfall wohl der größte in der Geschichte irischer Unternehmen. (axk)