Philips: Weg von der "Unbeständigkeit der Halbleiterbranche"

Nicht nur die Halbleitersparte wird verkauft, auch die Beteiligung an LG.Philips LCD und vom Chiphersteller TSMC will sich der niederländische Konzern trennen und ganz auf Medizintechnik und Lifestyle konzentrieren.

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Von
  • dpa

"Wir lösen Philips von der Unbeständigkeit der Halbleiterbranche", begründete Konzernchef Gerard Kleisterlee am Freitag die Trennung von der Halbleiterpsarte, die an ein Investorenkonsortium verkauft wurde. Rivale Siemens hatte sich schon vor Langem von seiner Chipsparte getrennt, vor zwei Jahren war es Motorola. Die Chipsparte von Philips wird bei dem seit Längerem erwarteten Verkauf mit 8,3 Milliarden Euro bewertet: der Kaufpreis in Höhe von 3,4 Milliarden Euro, die Übernahme von Schulden und Verbindlichkeiten in Höhe von 4 Milliarden Euro sowie 900 Millionen Euro für die im Besitz von Philips verbleibenden Anteile.

Kleisterlee kündigte an, dass auch die Anteile am Flachbildschirm-Produzenten LG.Philips LCD abgegeben werden sollen, der zuletzt Rekordverluste bilanzierte. Dort sei Philips allerdings noch bis Mitte des kommenden Jahres gebunden. Auch vom Chiphersteller TSMC will Philips sich trennen. Der Umbau des ehemals breit gefächerten Elektronikkonzerns sei damit so gut wie abgeschlossen, sagte Kleisterlee, der diesen Weg seit seinem Amtsantritt 2001 eingeschlagen hat: "Wir sind nicht mehr das Elektronikunternehmen, das alles selber macht." Philips werde sich noch stärker auf die Bereiche Medizintechnik und Lifestyle konzentrieren.

Frans van Houten, bislang im Philips-Vorstand für die Chipsparte zuständig, sieht zurzeit keine Gefahr für die 37.000 Arbeitsplätze seines Unternehmens weltweit, davon mehr als 3100 in Deutschland. Es komme jedoch darauf an, diese Jobs wettbewerbsfähig zu halten. Die neuen Eigentümer seien bereit, in den Ausbau des Unternehmens zu investieren, doch auch Zusammenschlüsse seien eine Option.

"Die KKR ist nach unseren Informationen keine typische Heuschrecke", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Philips Semiconductor in Deutschland, Lothar Barop, der dpa unter Anspielung auf den Spruch des damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering, der das Verhalten mancher Investoren mit einer "Heuschreckenplage" verglichen hatte. "Von den Investoren, die uns bekannt waren, ist dies die beste Lösung." Allerdings habe es keine Jobgarantien gegeben. Hamburg ist in Deutschland der größte Fertigungsstandort der Sparte mit 2400 Beschäftigten. Zweitgrößter ist Böblingen. Entwicklungszentren gibt es zudem in Dresden, Starnberg und Nürnberg.

Kleisterlee wertete die Trennung von der Halbleitersparte als "entscheidenden Moment" für den Umbau des 115 Jahre alten Konzerns. Er deutete an, dass Royal Philips Electronics künftig nur noch als Royal Philips firmieren werde. Weitere Investitionen und Akquisitionen in den neuen Kernbereichen würden folgen, wenn sie sinnvoll seien. Die Übernahmen von Stentor (Medizintechnik) und Lumiled (Beleuchtung) vor einem Jahr hätten bereits gezeigt: "Das Geld verbrennt nicht in unseren Taschen." Frans van Houten wird Chef des neuen eigenständigen Halbleiterunternehmens, dessen Sitz im niederländischen Eindhoven bleibt. Es werde sich bei der Internationalen Funkausstellung in Berlin Anfang Dezember mit neuem Namen und neuem Profil vorstellen, kündigte er an. (dpa) / (jk)