Iridium profitiert von WirbelstĂĽrmen
Erneut sorgen Katastrophen für Kundenzuwachs beim Satelliten-Mobilfunk-Anbieter, dessen Erdtrabanten nach einem Konkursverfahren zunächst durch Zuschüsse des US-Pentagon vor dem Verglühen bewahrt wurden.
Der Satelliten-Mobilfunk-Anbieter Iridium freut sich über starken Kundenzustrom. Zum Ende des dritten Quartals zählte das Netz rund 137.500 Nutzer, 22 Prozent mehr als ein Jahr beziehungsweise 20 Prozent mehr als neun Monate davor. Auch der Umsatz der ersten neun Monate des laufenden Jahres liegt um fast ein Viertel über dem Vergleichswert aus dem Vorjahreszeitraum. Alleine im dritten Quartal wuchs der Kundenstock um 10.500, was zum Teil auf die Wirbelstürme im Südosten der USA zurückzuführen ist: "Weil unser Netz nicht auf landbasierte Infrastruktur angewiesen ist, funktionierte Iridium, während Wirbelstürme und Überflutungen konventionelle Fest- und Mobilfunknetze sowie Funksysteme in Louisiana, Mississippi und Alabama ausschalteten", meint CEO Carmen Lloyd in einer Aussendung, "Wir sind froh, für die Einsatzkräfte eine wesentliche Rolle in dieser Krise gespielt zu haben."
Während der ersten 72 Stunden des Wirbelsturms Katrina stieg der Verkehr im Iridium-Netz in der Region um über 3000 Prozent, die Nutzerzahlen um über 500 Prozent. Die US-Regulierungsbehörde FCC stellte Iridium kurzfristig zusätzliche Frequenzen zu Verfügung, damit diese Last abgewickelt werden konnte. 25 Prozent des Gesamtverkehrs sind Datenverbindungen – Tendenz steigend. Finanzkennzahlen veröffentlicht Iridium nicht. Pressesprecherin Liz DeCastro betonte gegenüber heise online, dass das Unternehmen seit vier Quartalen Nettogewinne erzielt. Die derzeit im Orbit befindliche Flotte aus 66 aktiven und 11 Ersatz-LEOS (Low Earth Orbiting Satellites) habe unabhängigen Untersuchungen zu Folge eine Lebenserwartung von weiteren neun Jahren. Dennoch befinde sich Iridium bereits in einer sehr frühen Phase der Gespräche mit potenziellen Partnern über Konzepte zum Ersatz ausfallender Satelliten. In diesem Zusammenhang sei auch ein Börsengang eine mittelfristige Option.
Iridium war 1998 gestartet, um weltweites Telefonieren mit einem Handy über Satellit zu ermöglichen. Gründer und zunächst Hauptbeteiligter von Iridium war der US-Telecomausrüster Motorola. Nachdem Iridium infolge mangelnder Kundennachfrage im August 2000 Konkurs angemeldet hatte, schoss Ende 2000 das US-Verteidigungsministerium Millionenbeträge zu, um die satellitengestützten Kommunikationsdienste weiterhin nutzen zu können. Nach einem Besitzerwechsel wurde im März 2001 der Iridium-Dienst auch für andere Nutzer wieder zugänglich. Steigende Nachfrage verzeichnete Iridium vor allem dann, wenn erdgebundene Kommunikationssysteme ausfielen, wie infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 oder während der großflächigen Stromausfälle in den USA und Kanada im August 2003. Ansonsten konzentriert sich das Unternehmen auf Anwender, die besondere Anforderungen an Verfügbarkeit des Netzes in entlegenen Gegenden oder an die Zuverlässigkeit unter ungünstigen Bedingungen stellen. (Daniel AJ Sokolov) / (ssu)