IBM attackiert Oracle mit DB2 Version 10

IBM will mit Version 10 seiner relationalen Datenbank DB2 dank 99-prozentiger Kompatibilität seinem Konkurrenten Oracle Marktanteile abjagen. Bessere Kompression und Nutzung verschiedener Speichertechniken sollen Anwendern Kosten und Zeit sparen.

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Von
  • Christian Kirsch

Mit DB2 LUW 10.1, das IBM heute ankündigte, will der IT-Konzern Kunden von Oracle abwerben. Das kündigte IBMs Strategie-Chef Bernie Spang gegenüber Business Insider an. Zum Erfolg soll eine 99-prozentige Kompatibilität zur PL/SQL-Sprache des Konkurrenten beitragen. Begonnen hatte IBM mit der Implementierung dieser Schnittstelle bereits vor drei Jahren in DB 9.7. Mit der jetzt angekündigten Version kommen Typ- und Prozedur-Definitionen in Oracles SQL-Dialekt hinzu.

Mehr Tempo soll eine adaptive Komprimierung bringen: Sie verwendet neben einem tabellenweiten Dictionary zusätzliche Häufigkeitstabellen pro Speicherseite. Damit ließen sich in der Praxis mindestens weitere 15 Prozent Platz gegenüber der bisherigen Komprimierung gewinnen. Der Overhead für das Komprimieren und Auspacken der Daten falle mit 3 bis 5 Prozent gegenüber dem Zeitgewinn durch weniger I/O-Vorgänge nicht ins Gewicht, sagten IBM-Vertreter in einem Gespräch mit iX.

Das Verschieben aktueller Daten auf schnelle SSDs soll mehr Tempo bringen.

(Bild: ibm.com)

Auch "Multi-temperature Data Management" soll den Server beschleunigen. Dabei verteilt der Server die Daten range-partitionierter Tabellen nach Alter auf verschiedene Speichermedien: Junge Daten landen auf schnellen SSDs, ältere auf SAS-RAIDs und ganz alte als Archiv auf üblichen Festplatten. Damit wollen die Entwickler den Zugriff auf die meist besonders häufig benötigten aktuellen Daten beschleunigen.

Durch das bessere Ausnutzen aktueller Mehrkern-Prozessoren und verbesserte Index-Zugriffe will IBM zudem die Laufzeit vieler Queries auf ein Drittel verkürzt haben. Eine wichtige Rolle dabei spiele der "Jump-Scan": Umfasse ein Index mehrere Spalten, die WHERE-Klausel der Abfrage jedoch nur einige davon, könne der Server den Index trotzdem nutzen – unabhängig von der Reihenfolge der Spalten darin.

Weitere Neuerungen betreffen die Hochverfügbarkeitstechnik HADR (High Availability Desaster Recovery), bei der sich jetzt mehr als ein Fallback-Server nutzen lässt. Die jeweiligen Verbundrechner können zudem zeitversetzt arbeiten. So könnte ein Server etwa einen eine Stunde älteren Datenbestand vorhalten, auf den bei versehentlichem Löschen zurückgegriffen werden kann. Schneller werden sollen auch Data Warehouses, deren Tabellen sich zur Laufzeit mit neuen Daten aus mehreren Quellen füllen lassen. Das bisher notwendige Laden per Batch-Job sei so nicht mehr nötig.

Der Workload-Manager kann einzelnen Klassen von Anwendungen oder Queries Ressourcen zuteilen; dies lässt sich auch zeitabhängig steuern. Für einzelne Tabellen ist eine "Zeitreise" aktivierbar, sodass Abfragen den Stand der Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit ermitteln können. Benutzerrechte können nun direkt für einzelne Spalten vergeben werden. Dadurch werden sowohl der bisherige "label based access" als auch VIEWs zu Zwecken der Zugangskontrolle überflüssig. (ck)