Siemens-Schmiergeldaffäre erreicht Wien

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins profil belastet ein Siemens-Manager Mitarbeiter der Siemens Österreich AG. Bisher hatte diese jeden Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre bestritten.

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Nach einem Bericht in der morgigen Ausgabe des Nachrichtenmagazins profil gerät nun auch Siemens Österreich in den Dunstkreis der Schmiergeldaffäre. Der ehemalige deutsche Siemens-Manager Reinhard Siekaczek, der selbst unter dem Verdacht der Untreue steht, soll laut Einvernahmeprotokollen auch Siemens Österreich belastet haben. Der Konzernteil Siemens Com Wien sowie dessen Vorgänger ICM (Information and Communication Mobile) sollen über eine zypriotische Briefkastenfirma so genannte Provisionszahlungen abgewickelt haben – häufig ein Euphemismus für Schmiergelder.

"In diesen Prozess sind mit Sicherheit involviert: Herr Dr. Wasserburger aus Wien ..." zitiert profil aus den Vernehmungsakten. Damit dürfte der jetzige Finanzvorstand Harald Wasserburger gemeint sein, der ab 2001 in Wien Bereichsleiter von ICM und dann Com war. "Für Wasserburger, gegen den strafrechtlich nichts vorliegt, gilt die Unschuldsvermutung", relativiert das Magazin. Auch der Konzernsprecher weist "den Vorwurf ungesetzlicher Handlungen schärfstens zurück." Bisher hatte Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer jede Verwicklung ihres Konzernteils in den Skandal in Abrede gestellt. Dieses Saubermann-Image gerät nun ins Wanken.

Die zypriotische Briefkastenfirma, deren Geschäftsführer Siekaczek persönlich in Wien getroffen haben will, dürfte nicht am Hungertuch genagt haben. Laut profil taucht sie als Geldempfänger unter der Rubrik "Foreign Corruption Practices" in jenem Bericht auf, den KPMG über verdächtige Beraterverträge der Com-Sparte im Auftrag von Siemens erstellt hat. Über 29 Millionen Euro sollen allein im Geschäftsjahr 2005/06 nach Nikosia geflossen sein.

Noch am Freitag hatte Siemens in Österreich positive Schlagzeilen gemacht. Der Standort wird ein weiteres Mal aufgewertet. Zuletz wurden in Österreich Konzernzentren für Biometrie beziehungsweise Mauttechnologie gegründet. Nun wird von Wien aus auch die weltweite Software-Entwicklung für Energie, Gesundheitswesen, Medien und Telekommunikation geleitet werden. Dazu kommt die Verantwortung für das Gesamtgeschäft in Zentral- und Osteuropa. (Daniel AJ Sokolov) (je)