Geothermie-Boom bringt lange Wartezeiten

Die Nachfrage nach Geothermie-Anlagen für das Beheizen von Wohnhäusern lässt sich kaum noch befriedigen: Derzeit müssen Interessierte durchaus ein Jahr Wartezeit einkalkulieren. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 3/2007.

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Die Nachfrage nach Geothermie-Anlagen für das Beheizen von Wohnhäusern lässt sich kaum noch befriedigen: Derzeit müssen Interessierte durchaus ein Jahr Wartezeit einkalkulieren, bis die nötige Bohrung vorgenommen werden kann. Das berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 3/2007.

Deutschlandweit wurden nach Angaben des Verbandes Geothermische Vereinigung – Bundesverband Geothermie (GTV) im Jahr 2006 rund 24.000 neue Erdwärmesysteme installiert, das sind doppelt so viele wie im Jahr zuvor. In etwa 80 Prozent aller Fälle wird Erdwärme mit Hilfe einer Sonde genutzt. Sie besteht aus Kunststoffrohren, die in zwischen 25 und 100 Meter tiefe Bohrungen gesteckt werden. In einem geschlossenen Kreislauf wird Wasser in die Bohrung geleitet, durch die höheren Temperaturen im Untergrund erwärmt und wieder nach oben gepumpt. Über eine Wärmepumpe und einen Wärmetauscher wird die so gewonnene Energie an das Heizungssystem übergeben. Mittlerweile werden sechs Prozent aller Neubauten in Deutschland mittels Geothermie beheizt. Laut GTV-Präsidiumsmitglied Werner Bußmann ist für die langen Wartezeiten unter anderem schlichter Mangel an Bohrgeräten verantwortlich.

Das Potenzial der Geothermie ist jedoch noch weitaus größer, berichtet Technology Review im Rahmen seiner sechsteiligen Serie zur Zukunft der Energieversorgung. Denn die Erde selbst kennt kein Energieproblem: 99 Prozent ihrer Masse sind heißer als 1000 Grad, lediglich 0,1 Prozent weniger als 100 Grad warm. Je tiefer man bohrt, desto heißer wird es; die Temperatur steigt um durchschnittlich 30 Grad pro Kilometer Reise Richtung Erdkern, in dem fünf- bis sechstausend Grad herrschen. Diese Wärme im Inneren des Planeten Erde ist als Relikt aus ihren jungen Jahren erhalten geblieben – und durch den Zerfall radioaktiver Isotope von Uran, Thorium und Kalium in der Erdkruste wird ständig nachgelegt: Diese natürliche Form der Kernenergie macht etwa zwei Drittel eines natürlichen Wärmestroms aus, der im globalen Mittel 0,063 Watt pro Quadratmeter beträgt. Das klingt bescheiden, aber insgesamt steigt dadurch täglich die zweieinhalbfache Menge des menschlichen Energiebedarfs aus dem Erdinneren auf.

Und nur ein winziger Bruchteil davon wird auch genutzt: Weltweit hat sich in den vergangenen 20 Jahren zwar die in 300 geothermischen Kraftwerken installierte Leistung verdoppelt. Aber mit 8900 Megawatt produzieren alle diese Natur-Kraftwerke zusammengenommen nur in etwa so viel Strom wie eine Handvoll durchschnittlicher Atomreaktoren. Wesentlich größer ist bereits heute die Bedeutung von Geothermie für die Wärmegewinnung: Die weltweite Kapazität hat sich hier im vergangenen Jahrzehnt auf rund 100.000 Megawatt mehr als verdreifacht.

Mehr dazu in TR 03/07 (seit dem 22.2. am Kiosk und online bestellbar):

  • Natürliche Kernenergie

(wst)