Fotomontage im Handumdrehen

Neue Algorithmen, die aus Fotos automatisch Informationen etwa zu Beleuchtung, Maßstab oder Kamerawinkel herausziehen, sollen aus Bilderdatenbanken passende Objekte für Fotomontagen abrufen.

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Von
  • Peter König

Will ein Grafiker oder Hobbyfotograf in das Bild einer leeren Straße oder eines verwaisten Zimmers realistische Personen oder Objekte hineinmontieren, steht ihm in der Regel eine zeitraubende Suche nach Fotos von Figuren, Fahrzeugen oder Möbeln bevor, die in Perspektive, Beleuchtung, Größe und Auflösung zur Hintergrundszene passen. Anschließend wird noch einige Handarbeit fällig, um die Objekte freizustellen, zu platzieren und die Übergänge zwischen den Versatzstücken zu glätten, sodass die fertige Montage am Ende wie aus einem Guss wirkt.

Dank neuer Algorithmen sollen solche perfekten Kompositionen in naher Zukunft nur noch wenige Mausklicks erfordern und auch Anfängern gelingen können – diese Annahme legen zumindest zwei neuartige Bildbearbeitungsprogramme nahe, die Studenten der Carnegie Mellon University in Pittsburgh gemeinsam mit Mitarbeitern des gerade zehn Jahre alt gewordenen Microsoft-Forschungszentrums im englischen Cambridge entwickelt haben.

Die erste Anwendung nennt sich Photo Clip Art. Der Fotomonteur öffnet darin das gewünschte Hintergrundbild und wählt einen Objekttyp aus einem Menü aus. Mit Hilfe von Algorithmen, die aufgrund der Analyse der Bildeigenschaften automatisch Metadaten für Fotos erzeugen, aus denen sich auf Beleuchtung, Maßstab, Blickwinkel der Kamera und Ähnliches schließen lässt, ruft das Programm aus einer Bilddatenbank jene Fotos ab, die den gewünschten Gegenstand zeigen und in den fotografischen Eigenschaften genau zum Hintergrundbild passen. Fügt der Grafiker das ausgewählte Objekt per Drag & Drop seiner Collage hinzu, soll die Software zudem automatisch für unauffällige Übergänge sorgen können.

Vom Prinzip her ähnlich funktioniert das zweite Werkzeug namens Scene Completion. Allerdings sollen mit dessen Hilfe keine neuen Objekte ins Bild eingefügt, sondern störende entfernt werden – etwa die Fingerspitze des Fotografen, die seitlich ins Bild ragt oder der LKW, der zum unpassenden Zeitpunkt vor die Linse gefahren ist. Das Programm sucht aus einer Fotodatenbank jene Bilder heraus, die für den zu retuschierenden Bereich des Ausgangsfotos einen passenden Flicken liefern könnten. Bei dieser Auswahl soll Scene Completion nicht nur darauf achten, dass die vorgeschlagenen Bildschnipsel rein optisch passen, sondern auch inhaltliche Kategorien berücksichtigen.

Von beiden Programmen können sich interessierte Fotomonteure leider noch nicht selbst einen Eindruck verschaffen – sie sind derzeit weder auf dem Markt noch im Netz erhältlich. Allerdings besteht zumindest bei Scene Completion Hoffnung, dass sich das ändern könnte. Auf der Website des Projekts heißt es: "User study source code and images – Coming soon." (pek)