Team-Schachwettkampf Mensch-Maschine

In Bilbao findet derzeit die zweite Team-Schachweltmeisterschaft statt – es treten drei Großmeister aus Fleisch und Blut gegen drei blechbemantelte Silizium-Spieler an.

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Von
  • Lars Bremer

In Bilbao findet derzeit die zweite Team-Schachweltmeisterschaft statt – es treten drei Großmeister aus Fleisch und Blut gegen drei blechbemantelte Silizium-Spieler an. Vor Jahresfrist gewannen die Maschinen mit sechs Siegen bei drei Remispartien, die Menschheit konnte nur einen Sieg erringen.

Auf der Computerseite treten auch diesmal wieder Junior, Fritz und Hydra an. Die Herausforderer hat der Organisator aber verstärkt, denn es handelt sich ausnahmslos um ehemalige Weltmeister: Der Petersburger Alexander Khalifman gewann 1999 den Titel, Ruslan Ponomarjow aus der Ukraine 2003 und der in Solingen lebende Usbeke Rustam Kasimdschanow 2004.

Doch Ruhm verwelkt schnell; in der ersten Runde wurde die menschliche Schachelite zu Null von den Brettern geputzt. Junior hatte keine große Mühe, Ponomarjows Verteidigung zu durchbrechen. Fritz, auf einem Notebook mit 2-GHz-Centrino spielend, erwürgte den für filigrane Vorbereitung und gediegene Strategie bekannten Khalifman, indem er mit kleinen taktischen Drohungen immer mehr Schwächen in der exweltmeisterlichen Stellung provozierte. Khalifman, der die schwarzen Figuren führte, meinte nach der Partie, er habe "eigentlich keinen Fehler begangen".

Nur Hydra, das FPGA-Parallel-Programm mit 32 Prozessoren, tat sich in einer sehr abgeriegelten Stellung schwer gegen Kasimdschanow und stand wahrscheinlich auf Verlust. Die Programmautoren Dr. Chrilly Donninger und Dr. Ulf Lorenz erklärten das gegenüber heise online so: "Wir haben ein Experiment gemacht und wollten einmal schauen, ob Hydra zum Beispiel einen geschlossenen Königsinder spielen kann. Nun, Hydra hat das nur mittelprächtig gespielt, allerdings wurde der Kasimdschanow dann gleich bei der ersten Ungenauigkeit furchtbar abgewatscht und wir waren rechtzeitig zum Abendessen fertig." Des Exweltmeisters Meinung zur Partie: "Wenn man diese Stellung nicht gewinnt, welche Stellung soll man dann gewinnen?"

Doch in der zweiten Runde drehte sich der Wind für die Programme. Während Khalifman und Kasimdschanow ziemlich ambitionslos auf Remis spielten und ihr Ziel auch ohne Mühe erreichten, stibitzte der unerschrockene Ponomarjow Fritz in der Eröffnung einen Bauern. Der Preis dafür bestand in einer gedrückten und unharmonischen Stellung. Fritz verstärkte den Druck und erreichte eine ziemlich vielversprechende Position, beging dann jedoch einen Fehler, der Ponomarjow eine Gewinnstellung eintrug, die der Großmeister auch sauber verwertete. Trotz des Rückstandes von 2-4 Punkten in der Gesamtwertung gab es also wenigstens einen Tagessieg für die Exweltmeister zu feiern.

Die Partien der dritten Runde beginnen am heutigen Dienstag um 16 Uhr MEZ, die vierte und letzte Runde am Mittwoch um dieselbe Zeit. Liveübertragungen bieten unter anderem die Schachserver Internet Chess Club und Playchess; Bilder, Berichte und die bisher gespielten Partien gibt es auf der Newsseite von Chessbase. (Lars Bremer) / (jk)