Das Trauma mit dem 25-stelligen Freischaltcode
Open-Source-Karten sparen nicht nur Geld, sondern vor allem Nerven.
Was ist eigentlich der größte Vorteil von Open Street Map (OSM)? Dass diese von Freiwilligen aufgebaute Karte mittlerweile – gerade bei Fuß- und Radwegen – gefühlte 15.000-mal detaillierter und aktueller ist als kommerzielle Angebote? Dass sie kostenlos ist? Dass sich auf ihr unkompliziert spezielle Anwendungen wie Reitkarten oder Navigationssysteme für Blinde aufsetzen lassen?
All dies weiß ich zu schätzen. Doch OSM richtig lieben gelehrt haben mich zwei Unternehmen: Garmin und Navteq. Letzteres gehört zu Nokia, ist neben Teleatlas einer der beiden großen kommerziellen Kartenanbieter der Welt und arbeitet mit Garmin zusammen. Von Garmin und Navteq lernen heißt fluchen lernen. Die Installation ist ungefähr so spaßig wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.
Vor einiger Zeit wurden mir bei einem Einbruch sowohl das Garmin-Gerät als auch der Rechner, auf dem die Navteq-Karte installiert war, gestohlen. Die Wiederherstellungsprozedur hätte Kafka bestimmt zu irgendetwas Großem inspiriert. In den Hauptrollen: Eine neunstellige alphanumerische Seriennummer des Geräts, nicht zu verwechseln mit der zehnstelligen Gerätekennung. Das eine lässt sich nur per Software auslesen, das andere ist angeblich irgendwo am Gehäuse untergebracht, aber unauffindbar. Die Software wiederum kommt mit einer zehnstelligen Seriennummer daher und mit einer achtstelligen Versionsnummer. Nachdem ich einen halben Abend lang die Codes in den Unterlagen gesucht, gefunden, verwechselt, eingegeben, vertippt, erneut eingegeben hatte, folgte der nächste Schlag: „Bitte geben Sie Ihren 25-stelligen Freischaltcode ein“, forderte mich Garmins „Unlock Wizard“ unverfroren auf. Was zum Teufel soll das nun schon wieder? Ich habe doch sämtliche acht- und zehnstelligen alphanumerischen und numerischen Codes von sämtlichen DVD- Hüllen und Beilegern eingetippt, nun lasst mich doch endlich in Ruhe! Diesen Freischaltcode zu erhalten involvierte dann ein Telefonat sowie ein Fax (!) mit Kaufbelegen und dem Polizeiprotokoll an die Münchener Garmin-Niederlassung.
Zähneknirschend habe ich mich nun mit meinen Geräten und Karten bei Garmin angemeldet, in der Hoffnung, mir so einen Tort nie wieder antun zu müssen. Gestern war es wieder so weit, ich wollte den Kram auf einem neuen Rechner installieren – einschließlich der Navteq-Karte, schließlich hatte ich sie ja bezahlt, und in bestimmten Bereichen bietet sie gewisse Vorteile gegenüber OSM. Und da war es wieder, mein altes Trauma, das böse F-Wort mit den 25 Stellen. Der Unlock Wizard behauptete gleichzeitig, den Code aus dem Netz herunterladen zu können und keine Internetverbindung zu haben. Dabei war ich so was von online. Als musste ich den Code irgendwie aus dem alten Rechner (der gottseidank noch da war) herausfrickeln und per Hand neu eingeben. Und dies alles wohlgemerkt dafür, dass ich ein Produkt nutzen darf, für das ich bereits gutes Geld bezahlt habe (damals etwa 140 Euro).
Ach ja, bei OSM funktioniert das alles so: Gewünschte Karte auf dieser Seite herunterladen, entpacken und in einen Ordner namens „Garmin“ in die oberste Dateiebene einer Speicherkarte kopieren – fertig. Das spart nicht nur Geld, sondern vor allem Nerven. (wst)