Bericht: EM-Organisatoren diskutieren Einsatz von Überwachungsdrohnen

Fußball-Fans, die im kommenden Jahr Spiele der EURO 2008 besuchen, sollten ihren Blick nicht nur auf den grünen Rasen richten, sondern auch darauf, was über ihren Köpfen geschieht.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Fußball-Fans, die im kommenden Jahr Spiele der EURO 2008 besuchen, sollten ihren Blick nicht nur auf den grünen Rasen richten, sondern auch darauf, was über ihren Köpfen geschieht. Nach Informationen des Österreichischen Rundfunks (ORF) diskutiert das Organisationskomitee der EM derzeit den Einsatz von Flugdrohnen zur Überwachung der Fans. Die ursprünglich für militärische Zwecke entwickelten kleinen Hightech-Fluggeräte erfreuen sich inzwischen auch bei Polizeibehörden und privaten Sicherheitsunternehmen zunehmender Beliebtheit. Mit den an Bord von fernlenkbaren Mini-Hubschraubern installierten Hochleistungskameras lassen sich selbst aus einer Höhe von 500 Metern noch gestochen scharfe Bilder von Vorgängen am Boden machen. Diese werden dann in Echtzeit per Funk-Videoübertragung an eine Kommando-Leitstelle übermittelt.

"Wir haben das Ganze schon dem Organisationskomitee der EM vorgestellt", zitiert der ORF einen Mitarbeiter von redsystems in Scheffau (Salzburger Land). "Da ist es für gut befunden worden. Wir hoffen natürlich auch, dass es auch in anderen Bundesländern eingesetzt wird." Im Stadion Wals-Siezenheim bei Salzburg finden drei EM-Vorrundenspiele statt. Die rechtliche Grundlage für eine Videoüberwachung aus der Luft ist laut ORF bislang aber nicht gegeben: Anders als in Deutschland sei das Filmen von Personen in Österreich generell nicht erlaubt. Im EM-Partnerland Schweiz ist der Einsatz von Flugdrohnen unterdessen schon längst Gang und Gäbe: Bereits im Jahr 2004 hatte die Schweizer Luftwaffe den einheimischen Big Brother Award verliehen bekommen, weil sie mit ferngesteuerten Aufklärungsflugzeugen wahllos Privatautos und Zivilpersonen beobachtete.

Doch auch dort fehlen bislang die gesetzlichen Grundlagen. Die Auseinandersetzung mit der Schweizer Regierung über den Einsatz von Flugdrohnen hatte der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte Hanspeter Thür jüngst als "Sisyphos-Arbeit" bezeichnet. Inzwischen scheine der Bundesrat trotz anfänglicher Weigerung aber bereit zu sein, "den Mangel im Rahmen einer Teilrevision der Militärgesetzgebung zu beheben". Die Entwicklung in Richtung Miniaturisierung der Überwachungstechnologie stellt nach Ansicht Thürs aber generell eine große Herausforderung für die Zukunft beim Schutz der Privatsphäre dar. Für die Veranstalter des größten europäischen Fußball-Spektakels bleibt zu hoffen, dass die EURO 2008 nicht als das Turnier mit dem ersten Spielabruch als Folge des Absturzes einer manövrierunfähigen Flugdrohne in die Historie eingeht. (pmz)