Microsoft-Prozeß: Noch ein Zeuge demontiert
Im Anti-Trust-Prozeß gegen Microsoft ist die Glaubwürdigkeit eines weiteren Microsoft-Entlastungszeugen schwer erschüttert worden.
Im Anti-Trust-Prozeß gegen Microsoft ist die Glaubwürdigkeit eines weiteren Microsoft-Entlastungszeugen schwer erschüttert worden. Der Microsoft-Manager Daniel Rosen mußte sich im Zeugenstand von Chefankläger Boies vorwerfen lassen, seine Aussage frei erfunden zu haben. Rosen, der ranghöchste Microsoft-Repräsentant bei dem umstrittenen Treffen mit Netscape im Juni 95, sollte widerlegen, daß Microsoft den Konkurrenten Netscape seinerzeit mit erpresserischen Methoden aus dem Browser-Geschäft drängen wollte.
Chefankläger David Boies fragte Rosen, wann er zum ersten mal Netscapes Browser für Windows 95 bekommen hätte. "Juli 1995", antwortete Rosen und Boies präsentierte eine Email vom 11. Mai 95, in der Rosen seine Kollegen Tom Johnson um eine Kopie des Browsers bittet. Rosen erklärte, die Email beziehe sich auf eine experimentelle Programm-Version, die aber auf seinem Rechner nicht gelaufen sei. "Sie erinnern sich nicht, oder?", fragte Boies, "Sie denken sich das gerade aus". Dann präsentierte Boies eine Email vom 27. April 95, in der Rosen einen Kollegen fragt: "Können Sie sich erinnern, wer den Netscape Win 95 Browser genommen hat, den Netscape uns während des letzten Meetings gegeben hat?"
Unterdessen hat Microsoft eine Chance bekommen, die schweren Fehler in der Verteidigung wieder auszubügeln. AOL, Netscape und Sun sind jetzt von Microsoft per Gerichtsbeschluß aufgefordert worden, Dokumente zum AOL-Netscape-Merger herauszugeben. Richter Jackson hatte dem entsprechenden Antrag von Microsoft im Januar stattgegeben. Die Dokumente sollen die Argumentation von Microsoft stützen, wonach der Anti-Trust-Prozeß durch den Merger überflüssig geworden sei. (wst)