SAP legt weiter zu [Update]

Der Nettogewinn des Konzerns kletterte um 8 Prozent von 415 Millionen auf 449 Millionen Euro. Damit lag SAP über den Erwartungen der Analysten; der starke Euro verhinderte noch höhere Steigerungen.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Europas größter Softwarehersteller SAP hat im zweiten Geschäftsquartal bei Umsatz und operativem Ergebnis zugelegt. Der Umsatz stieg um 10 Prozent von 2,2 Milliarden Euro vor einem Jahr auf 2,424 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (EBIT) legte ebenfalls um 10 Prozent zu und betrug nach 524 Millionen im gleichen Vorjahresquartal nun 577 Millionen Euro. Der Nettogewinn des Konzerns kletterte um 8 Prozent von 415 Millionen auf 449 Millionen Euro. Damit lag SAP über den Erwartungen der Analysten; und nur der starke Euro verhinderte noch höhere Steigerungen. Der Kurs der SAP-Aktie an der Frankfurter Börse stieg direkt nach Vorlage der Bilanzen auf 39,80 Euro, nachdem er am Vortag bei 37,77 Euro geschlossen hatte.

Der Umsatz mit Softwarelizenzen stieg um 18 Prozent auf 715 Millionen Euro. Die Umsätze aus Software und Service für Software insgesamt stiegen um 16 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro. Diese Kennzahl benutzt SAP nach eigenen Aussagen nunmehr statt wie bisher die reinen Softwarelizenzumsätze, um den Marktanteil unter den Anbietern von Businesssoftware ("Core Enterprise Applications", wie SAP die Anwendungen vor allem für größere Unternehmen nennt) zu messen. Auf dieser Basis habe man den Marktanteil in diesem Bereich um 3 Prozentpunkte auf 26 Prozent gesteigert. Gleichzeitig sei der Anteil des Mittelstandsgeschäfts (bei SAP Umsätze mit Firmen mit weniger als 2500 Mitarbeitern oder unter einer Milliarde US-Dollar Umsatz) am Auftragseingang auf 32 Prozent gestiegen. Bereits Anfang des Jahres hatte SAP eine Mittelstandsoffensive ausgerufen, da der Konzern hier bislang ungenutzte Chancen für weiteres Wachstum sieht. 300 bis 400 Millionen Euro will SAP über insgesamt zwei Geschäftsjahre in den Aufbau des Mittelstandsgeschäfts investieren, bekräftige der Konzern bei der Vorlage der Bilanzen – in den ersten beiden Quartalen des Geschäftsjahrs 2007 seien davon bereits 50 Millionen Euro investiert worden.

Die niedrigsten Steigerungen beim Umsatz verbuchte SAP im zweiten Quartal im US-Geschäft: Hier legte der Konzern um 6 Prozent auf 853 Millionen Euro zu. Demgegenüber kletterte der Umsatz in der Region Asien/Pazifik/Japan um 20 Prozent auf 304 Millionen Euro. In Europa (immer noch Hauptabsatzmarkt von SAP), dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 1,267 Milliarden Euro.

Neben dem überraschenden Abgang von Produktentwicklungschef Shai Agassi musste SAP sich im abgelaufenen Quartal auch mit den Industriespionagevorwürfen des Konkurrenten Oracle auseinander setzen: SAP musste in einer Stellungnahme zu einer Klage von Oracle wegen angeblichen Diebstahls von geistigem Eigentum einräumen, die Tochter TomorrowNow habe "einige Fehlerbehebungen und Wartungsdokumente in unangemessener Weise heruntergeladen". Die Kratzer am SAP-Image werden sich auch direkt in den Bilanzen auswirken: Vorstandschef Henning Kagermann hatte bereits angekündigt, nach der Vorlage der Bilanzen die Höhe der Rückstellungen anzugeben, die SAP für mögliche Strafzahlungen in dem Rechtsstreit um unerlaubten Zugriff auf Datenbanken des US-Konzerns gebildet hat. Im Laufe des heutigen Tages sollen diese Informationen nun nachgereicht werden.

"Mit zweistelligen Wachstumsraten in allen Regionen war das zweite Quartal ein herausragendes Quartal für SAP, und wir haben unseren Mitbewerbern weitere Marktanteile abgenommen," sagte Kagermann. "Unsere Ergebnisse bestätigen unsere globale Stärke." Kagermann kündigte für die zweite Jahreshälfte eine Fortsetzung der positiven Entwicklung an. Die Prognose für das Gesamtjahr erhöhte SAP nicht: Das Softwarehaus peilt unverändert einen Anstieg des Produktumsatzes von bis zu 14 Prozent an.

[Update]:
Mittlerweile hat sich SAP-Chef Henning Kagermann im Rahmen der Bilanzvorstellung auch wieder zu der juristischen Auseinandersetzung mit Oracle geäußert. Er wies den Vorwurf von Oracle-Chef Larry Ellison erneut zurück, SAP habe geistiges Eigentum gestohlen. Die Anschuldigungen seien nicht haltbar, betonte Kagermann laut dpa. Mitarbeiter der SAP-Tochter TomorrowNow hätten zwar unerlaubt Wartungsdokumente des US-Konkurrenten von der Oracle-Internetseite heruntergeladen. "Das hat aber nichts mit Spionage zu tun", betonte Kagermann. SAP habe für die juristische Auseinandersetzung aber Rückstellungen gebildet. Angaben über die Höhe machte der Vorstandschef nicht. Er sprach aber von einem nicht signifikanten Betrag, der unter 10 Millionen Euro liege. (jk)