20 Jahre RIPE NCC

Das fürs tägliche Geschäft zuständige RIPE NCC kümmert sich seit Anfang 1992 um die Vergabe von IP-Adressen in Europa und vertritt inzwischen 8000 RIPE-Mitglieder gegenüber anderen Organisationen wie der UN.

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Von
  • Monika Ermert

Das RIPE Network Coodination Centre (RIPE NCC) wurde im April 1992 unter den Dach des offenen IP-Netzwerk-Forums Réseaux IP Européens (RIPE) ins Leben gerufen. Es arbeitet seither als administrativer sowie operativer Arm des RIPE und verteilt IP-Adressen in Europa und dem Nahen Osten. Zeitweise übernahm die Organisation diese Aufgabe auch für Afrika. Die für diese Arbeit notwendigen Richtlinien stammen hingegen vom RIPE selbst: Beim 64. Treffen der IP-Adressverwalter in Ljubljana gab es Standing Ovations für die Selbstverwaltung, aber auch eine Mahnung vom Vorsitzenden des Vorstands, Nigel Titley, dass das RIPE NCC kein "Empire" werden dürfe, sondern eine Mitgliederorganisation bleiben müsse.

Die Zuteilung von IP-Adressen wird nach der Ausgabe der letzten IPv4-Adressen im Lauf diesen Jahres deutlich weniger aufwendiger. Während die letzten IPv4-Adressreste nur nach genauer Prüfung für den nachgewiesenen Bedarf von drei Monaten vergeben werden, reicht eine einzige IPv6-Präfixzuteilung künftig für eine ganze Weile.

Eines der Erfolgsrezepte der Adress-Selbstverwaltung sei die faire Zuteilung der IP-Adressbebereiche, sagte RIPE-NCC-CTO Daniel Karrenberg. Der in den 90er-Jahren der vergangenen Jahrhunderts verbreiteten Idee, Ressourcen per Auktion meistbietend zu versteigern, habe die Organisation beharrlich widerstanden, sagte er in seiner Geburtstagsrede. Karrenberg war 1992 der erste und damals einzige RIPE-NCC-Angestellte, inzwischen ist er als als Chefwissenschaftler für Projekte wie die Netz-Wetterkarte Atlas und das RIPE Lab zuständig, über dessen Finanzierung die Mitglieder jeweils im einzelnen entscheiden.

Kaum weniger Arbeit als bisher werde in Zukunft der Betrieb der IP-Adressdatenbank verursachen. Laut RIPE-NCC-Geschäftsführer Axel Pawlik werde gerade an die IP-Adressdatenbank immer höhere Anforderungen gestellt: So drängen etwa Regierungen und Strafverfolger die IP-Adress- und Domainverwalter seit Jahren darauf, die Inhalte der Datenbanken korrekt zu halten. Beim RIPE NCC reagierte man unter anderem mit dem Zertifikatssystem und Arbeiten an einem neuen Whois-System auf diese Entwicklung.

Manchmal muss sich das RIPE NCC dann auch gegen Zugriffe auf die Datenbank wehren: Im vergangenen November sperrte sie nach einer Anordnung der niederländischen Staatsanwaltschaft für zwei Monate IP-Adressblöcke im Zusammenhang mit den FBI-Ermittlungen zum DNS-Changer. Im März strengte das RIPE NCC nun ein Verfahren an, das klären soll, dass es derzeit keine rechtliche Basis für solche "Beschlagnahmen" gebe. Ganz generell sei die Verteidigung des Selbstverwaltungsprinzips ein hartes Stück Arbeit, so Titley weiter.

Zugenommen habe in den vergangenen Jahren am meisten die Aufgabe als Interessenvertretung, denn inzwischen versammeln sich unter RIPE immerhin 8000 Mitglieder. Neben der Adressverwaltung kümmert sich das RIPE NCC auch um die Vertretung der RIPE-Mitglieder gegenüber den Schwesterorganisationen sowie bei den diversen Konferenzen der Vereinten Nationen. Außerdem organisiert es seit einigen Jahren auch regionale Konferenzen in Russland und auf der arabischen Halbinsel. (rek)