Oracle gegen Google: Die Chefs im Zeugenstand

Im Prozess gegen Google wegen angeblicher Patentverletzungen sagte Oracles Chef Larry Ellison aus, sein Unternehmen habe über die Übernahme eines Smartphone-Anbieters nachgedacht. Im Gespräch waren der Blackberry-Hersteller RIM und Palm.

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Von
  • Christian Kirsch

Am gestrigen zweiten Prozesstag in der Verhandlung um angeblich verletzte Java-Patente und -Copyrights sagten die Chefs von Google und Oracle, Larry Page und Larry Ellison, aus. In dem Prozess in San Francisco geht es um den Vorwurf, Google verwende in seinem mobilen Betriebssystem Android unrechtmäßig Bestandteile der Java-Plattform. Ellison überraschte mit der Information, er habe einst den Einstieg ins Mobilfunk-Geschäft mit einer Übernahme des BlackBerry-Anbieters RIM oder des Smartphone-Urgesteins Palm erwogen. Allerdings seien ihm die Unternehmen damals zu teuer gewesen, berichten US-Medien.

Laut Oracle habe Page – der damals nicht an der Firmenspitze stand, aber als Mitgründer an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt war – schon vor Jahren gewusst, dass Google für Android eigentlich eine Java-Lizenz gebraucht hätte. Page verteidigte das Vorgehen seines Unternehmens: "Ich denke, wir haben nichts falsch gemacht."

Ellison erläuterte, Java sei zwar eine quelloffene Plattform, aber aus Oracle-Sicht sei für bestimmte Nutzungsszenarien trotzdem eine Lizenz notwendig. Dabei geht es vor allem um die Programmierschnittstellen, sogenannte APIs, die Google laut Oracle in Android unrechtmäßig übernommen habe. "Nur weil etwas quelloffen ist, heißt es nicht, dass man damit machen kann, was man will", sagte Ellison laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Oracle habe Google vor allem dazu bewegen wollen, Android kompatibel mit der Java-Plattform zu machen, sagte Ellison. Sein Konzern habe zeitweise erwogen, eine mobile Plattform auf Java-Basis aufzusetzen, den Plan jedoch verworfen. Google-Anwalt Robert Van Nest konterte, Oracle sei mit der Entwicklung eines eigenen Systems gescheitert und wolle jetzt am Android-Erfolg teilhaben, ohne dafür etwas getan zu haben.

Palm hatte keine glückliche Zukunft. Es wurde im Frühjahr 2010 für 1,2 Milliarden Dollar von Hewlett-Packard gekauft. Die unter HP-Regie herausgebrachten Palm-Geräte hatten jedoch wenig Erfolg. Im vergangenen Sommer stoppte der damalige deutsche HP-Chef Léo Apotheker die Produktion von Smartphones und Tablets mit dem Betriebssystem WebOS. Es soll nun als offene Plattform weiterentwickelt werden. Der Smartphone-Hersteller RIM kämpft derweil unter dem Druck von Apples iPhone und der Android-Telefone mit massiven Absatzproblemen. Der neue deutsche Chef Thorsten Heins prüft verschiedene Optionen für die Zukunft – also könnte Ellison RIM vielleicht doch noch bekommen. (ck)