US-Bürgerrechtler werfen Universal Copyright-Missbrauch vor

Wieder zieht EFF gegen ein Medienunternehmen vor Gericht, das ein Video von YouTube löschen ließ. Diesmal geht es um ein achtzehn Monate altes Kind, das zu einem Copyright-geschützten Lied tanzt.

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Stephanie Lenz aus Gallitzin, Pennsylvania, wollte über YouTube ihren Angehörigen und Freunden eigentlich nur zeigen, wie ihr achtzehn Monate alter Sohn Holden tanzt. Stattdessen fühlt sie sich nun von der Plattenfirma Universal Music Publishing Group (UMPG) in ihren Grundrechten eingeschränkt. Sie hatte im Februar eine 29 Sekunden dauernde Videoaufnahme auf YouTube hochgeladen, in der sich ihr Nachwuchs zum Rhythmus des Stücks "Let's Go Crazy" bewegt, das seinerzeit der Musiker Prince während der Halbzeitpause des Super Bowl XLI darbot und das im Hintergrund aus dem Fernseher tönt. Nach Darstellung der Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation (EFF) störte sich daran die UMPG, die daraufhin eine auf dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA) basierende Unterlassungsverfügung (takedown notice) verschickte. YouTube nahm die Tanzeinlage von seiner Videoplattform, sie steht dort mittlerweile wieder online. Stellvertretend für Lenz ist die EFF vor Gericht gegangen mit dem Vorwurf, die UMPG missbrauche den DMCA.

"Ich war überrascht und verärgert als ich feststellte, dass mein Video entfernt wurde", zitiert die EFF Lenz. Universal solle keine juristischen Wege beschreiten dürfen, um Menschen davon abzuhalten, ihre Privatvideos von ihren Kindern mit der Familie und Freunden zu teilen. EFF-Anwältin Corynne McSherry findet Universals Vorgehen lachhaft und meint, Copyright-Inhaber sollten dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sie unbescholtene, den Ansprüchen des "fair use" genügende Videos löschen lassen. In der Klageschrift (PDF-Datei) fordert sie die Feststellung, dass Lenz keine Gesetze verletzt und von UMPG Schadensersatz.

Die EFF war in einem ähnlichen Fall bereits gegen das Medienunternehmen Viacom juristisch vorgegangen, das eine Verballhornung der vom Viacom-Sender Comedy Central ausgestrahlten Sendung The Colbert Report von YouTube löschen ließ. Viacom gab nach, die Parteien einigten sich außergerichtlich. Auch den Bühnenmagier Uri Geller hat die EFF im Visier, weil er angeblich unliebsame Videos löschen lässt. Im Mai wehrte sich die Bloggerin Michelle Malkin erfolgreich dagegen, dass Universal eines ihrer Videos löschen ließ. Mit Universal hatte Prince 2005 einen Vertriebsvertrag geschlossen. Seine aktuelle CD "Planet Earth" erscheint bei Sony/Columbia und lag in Großbritannien der Zeitung The Mail on Sunday kostenlos bei. (anw)