Japanischer Seismologe warnt vor atomarem GAU

Ehemaliges Mitglied der Erdbeben-Sicherheitskommission hält Reaktoren für unzureichend geschützt.

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Katsuhiko Ishibashi, Professor an der Universität von Kobe, sieht eine Gefährdung japanischer Atomreaktoren durch Erdbeben in dem Land. Der Seismologe warnte im Interview mit der Online-Ausgabe des Technologie-Magazins Technology Review insbesondere vor einer möglichen Verstrahlung der Metropolenregion Tokio durch einen GAU in der Atomanlage Hamaoka. Ihre fünf Reaktoren lägen "mitten in einer Zone für Klasse-8-Erdbeben".

Dies sei ein Vielfaches des Niigata-Erdbebens, das im Juli den größten Atomreaktor der Welt, Kashiwazaki-Kariwa, in Mitleidenschaft gezogen hatte. Ein Beben in Hamaoka gelte unter Experten als unmittelbar bevorstehend: "Und die Hauptstadt Tokio liegt nur weniger als 200 Kilometer entfernt. Zwei Drittel des Jahres bläst der Wind dorthin."

Ishibashi kritisierte auch die Richtlinien, nach denen in Japan Atomanlagen zugelassen würden: "Die US-Standards sind weitaus schärfer. Ich denke, dass die meisten Gebiete in Japan nach ihnen nicht für den Bau von Atomkraftwerken geeignet wären." Der Seismologe saß bis vor Kurzem noch in der für Erdbebensicherheit zuständigen staatlichen Atomkommission. Diese verließ er allerdings unter Protest: "Meine Unzufriedenheit mit den Richtlinien war nicht der einzige Grund. Ich fand auch den Diskussionsprozess falsch." Vorschlägen zur Verbesserung der Sicherheitsbedingungen sei nicht zugestimmt worden.

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(bsc)