So wird das nichts
Der Staat fördert die Entwicklung von Energietechnik, kümmert sich aber nicht darum, ob sie auch eingesetzt werden kann.
Technisch scheint alles schon wunderbar reibungslos zu funktionieren: Der Betreiber einer Photovoltaik-, Biogas- oder Windkraftanlage stöpselt einfach ein kleines Gerät an sein System an, und das meldet sein Minikraftwerk automatisch online bei einem größeren Kraftwerksverbund an. Dieses sogenannte „Virtuelle Kraftwerk“ verknüpft die ganzen kleinen Stromerzeuger dann so, dass sie gemeinsam genauso zuverlässig Grundlast- oder Regelenergie bereitstellen können wie ein konventionelles Kraftwerk. Das Kästchen nennt sich „Power Bridge“ und wurde von Siemens im Rahmen des Projekts „RegModHarz“ entwickelt.
Ein anderes, ebenfalls für RegModHarz entwickeltes System schaltet elektrische Verbraucher anhand der Last im Stromnetz an und aus. Für das entsprechende Signal sorgen neun lastabhängige Stromtarife. Für Privathaushalte ist das Potenzial für solche Lastverschiebungen allerdings gering; es macht vor allem in der Industrie Sinn.
Die Vorführung auf der Hannover Messe wirkte schon ziemlich elegant. Mag sein, dass in der Praxis nicht alles ganz so glatt funktioniert. Aber geschenkt – ein praktischer Einsatz ist ohnehin nicht in Sicht. Und das liegt in diesem Fall, soweit ich das beurteilen kann, nicht daran, dass ein Hersteller ein halbgares Produkte voreilig als „kurz vor der Marktreife“ anpreist. Sondern daran, dass die Technik der Politik weit vorauseilt.
Damit nämlich solch ein virtuelles Kraftwerk tatsächlich am Markt für Regelenergie teilnehmen kann, müssen die Eintrittsbarrieren gesenkt werden – etwa die Mindestleistung, ab der ein Regelenergie-Lieferant zugelassen wird. Und lastabhängige Stromtarife werden zwar regelmäßig diskutiert, kommen aber auch nicht voran. Das Projekt RegModHarz läuft demnächst aus, und was dann aus der ganzen schönen – staatlich geförderten – Technik wird, ist ungewiss. Während der Bund einerseits eine bestimmte Technik fördert, versäumt er es andererseits, die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen diese Technik auch eingesetzt werden kann. So wird das nichts mit der Energiewende. (wst)
