IFA

Unterhaltungselektronik dank Flachbildschirmen auf Erfolgswelle

Die Branche der Unterhaltungselektronik schwimmt seit gut drei Jahren auf einer Erfolgswelle. Von der Internationalen Funkausstellung erwarten die Firmen dank Generationswechsel von analoger zu digitaler Technik wieder gute Geschäfte.

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Von
  • Thorsten Gehrke
  • dpa

Die Branche der Unterhaltungselektronik schwimmt seit gut drei Jahren auf einer Erfolgswelle. Flachbildschirme und andere digitale Technik treiben das Geschäft an und sind Verkaufsschlager. Die Branchenthese "Wachstum durch Innovationen" schlage sich jetzt in klingender Münze nieder: "Gestiegene Umsätze für alle Gerätebereiche mit technischen Neuerungen sind der klare Beweis dafür", meint zumindest Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Fachverbandes Consumer Electronics im ZVEI.

Im ersten Halbjahr 2006 konnte der Schwung aus dem Vorjahr mitgenommen werden. Der Markt der klassischen Unterhaltungselektronik soll in diesem Jahr prozentuell zweistellig auf mehr als 13,5 Milliarden Euro wachsen. Im ersten Halbjahr lag das Wachstum bei neun Prozent. Da kann die Computertechnik (Laptops, PCs, Drucker) derzeit nicht mithalten. Auch der Markt fĂĽr Mobil- und Festnetztelefone stagniert. 2005 war der Umsatz der gesamten Branche um 7,6 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro gestiegen.

"Dies zeigte, dass innovative Produkte selbst bei einem schlechten Konsumklima die Kunden reizen", meint Philips-Deutschlandchef Kamp. Der Generationswechsel von analoger zur digitalen Technik treibt das Geschäft. Deshalb blicken Industrie und Handel erwartungsvoll auf die Internationale Funkausstellung (IFA) vom 1. bis 6. September in Berlin. Denn bei der weltgrößten Branchenschau in den Hallen unter dem Funkturm wurden im Vorjahr Aufträge für über 2,5 Milliarden Euro in die Bücher geschrieben.

Im ersten Halbjahr waren Flachbild-Fernseher in Deutschland der erwartete Renner – vor allem wegen der Fußball-WM. Der Branche zufolge wurden 130 Prozent mehr LCD- und 80 Prozent mehr Plasma-TV- Geräte verkauft. Der gesamte Umsatz mit TV-Geräten war in dem Zeitraum um rund 30 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2005. Die neue Flachbildtechnik bringe inzwischen 45 Prozent der Stückzahl und 80 Prozent des Umsatzes mit Fernsehern. Knapp 80 Prozent der Käufe sind Ersatzbeschaffungen. Denn in den deutschen Haushalten stehen weit über 50 Millionen Fernsehgeräte. "Davon sind aber erst maximal 10 Prozent Flachbildschirme", sagt Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). "Nicht nur durch die Flachbildschirme, sondern auch durch neue digitale Anwendungen wie Festplattenrecorder oder hochauflösendes Fernsehen hat der Markt für die Zukunft ein enormes Potenzial."

Die Absatzprognose für 2006 lautet knapp sechs Millionen TV- Geräte. Davon sollen nur noch 2,7 Millionen Röhrenfernseher sein. Die Röhre liegt zumeist im unteren Preis-Segment und hat als Auslauftechnik einen hohen Preisverfall. Bei den Flachbildschirmen ist nicht mehr mit so hohen Preisabschlägen zu rechnen wie noch in den Vorjahren bei der Einführung. "Die Leute gönnen sich größere Geräte, die teurer sind. Dadurch gibt es einen Umsatzzuwachs", sagt Hecker. Ein weiterer Beleg für den Reiz der Digitaltechnik ist der schwindende Absatz des klassischen Videorecorders. In diesem Jahr sollen knapp 400.000 Geräte verkauft werden, 1999 waren es noch über drei Millionen Stück. Der Absatz von DVD-Playern soll auf 2,8 Millionen sinken, im Jahr 2004 waren es noch rund 5 Millionen. Die Alternative heißt DVD-Recorder. Erwartet wird ein Absatz von zwei Millionen Stück in diesem Jahr, davon 1,5 Millionen Geräte mit integrierter Festplatte.

Auf der IFA wird das hochauflösende Fernsehen (HDTV) mit seinem schärferen, detailreichen Bild als marktreife Medienplattform präsentiert. Es gebe ein rasch wachsendes Angebot an Programmen und Endgeräten, berichtet Kamp. Die Hersteller wollen viele serienreife Empfänger zeigen. Im vergangenen Jahr ging HDTV in Deutschland zunächst praktisch ohne Zuschauer an den Start, weil die Receiver nicht rechtzeitig fertig wurden.

Die IFA betritt in diesem Jahr Neuland. Denn erstmals in ihrer 82- jährigen Geschichte findet die weltgrößte Branchenmesse im Jahresrhythmus statt. Der Branchenboom und die rasante technische Entwicklung mit immer kürzeren Intervallen für Neuentwicklungen hätte die Änderung erzwungen, heißt es. Die Messe Berlin erwartet auch für die jährliche IFA einen Erfolg. Denn es hätten über 1000 Aussteller aus 40 Ländern ihre Beteiligung zugesagt. Im vergangenen Jahr gab es mit 1200 Anbietern eine Rekordbeteiligung. (Thorsten Gehrke, dpa) / (jk)