Ende der Glückseligkeit: Der neue O2-Chef greift durch

Der lange erfolgsverwöhnte Handy-Anbieter O2 ist in der harten Realität der Mobilfunkbranche angekommen: Die Gewinne brechen ein und die Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen.

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Von
  • Martin Murphy
  • dpa

Der lange erfolgsverwöhnte Handy-Anbieter O2 ist in der harten Realität der Mobilfunkbranche angekommen: Die Gewinne brechen ein und die Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen. Mit einem Strategieschwenk reagiert der neue Mann an der Spitze, Jaime Smith Basterra, auf den harten Wettbewerb in Deutschland. Statt der Vermarktung von teuren, mit Prominenten beworbenen Angeboten setzt das Münchner Unternehmen nun auf günstige Tarife. Smith Basterras Ziel ist klar: Der frühere Controller von Telefonica will den Rivalen E-Plus bei der Kundenzahl einholen, der mit seinen Billigmarken Simyo und Base punktet. Am heutigen Montag legt O2 die Zahlen für das abgelaufene Quartal vor, erste Eckdaten wurden bereits in den Bilanzen der Konzernmutter Telefonica bekannt: Der operative Gewinn von O2 halbierte sich auf 98 Millionen Euro. Die Kundenzahl kletterte um 374 000 auf 11,6 Millionen.

Auftakt der Offensive sind die Einführung eines Pauschaltarifs, der Telefonate in alle Netze ab 68 Euro monatlich ermöglich, sowie ein Abschlag von rund 30 Prozent bei Minutenpaketen. Die Tarife der Konkurrenz unterbietet die Tochter der spanischen Telefonica damit zum Teil deutlich. "O2 heizt den deutschen Mobilfunkmarkt weiter an", meint Heike Pauls von der Commerzbank. Das Unternehmen folge damit der Strategie von E-Plus, die seit zwei Jahren mit günstigen Tarifen bei Umsatz und Kundenzahlen deutlich zulegen kann.

Die neuen Tarife markieren einen Strategiewechsel: Unter dem früheren Chef Rudolf Gröger war O2 eine Insel der Glückseligkeit. Während sich die Mitarbeiter von T-Mobile, Vodafone D2 und E-Plus mit Sparmaßnahmen und Stellenabbau konfrontiert sahen, stellten die Münchner fleißig ein. Erst lange nach der Konkurrenz nahm Opernfreund Gröger erste zaghafte Einsparungen vor. Gerade einmal 250 Beschäftigte mussten gehen. Zu wenig, meinte die spanische Mutter und schickte ein Team von Finanzexperten nach Bayern.

"Die Vertreter haben sich sehr über die hohen Kosten und die vielfältigen Sponsortätigkeiten bei O2 gewundert", heißt es im Umfeld von Telefonica. Schnell sei klar gewesen, hier sei ein "harter Schnitt" nötig. Die Sparmaßnahmen, die Jaime Smith Basterra dann zu Beginn vergangener Woche vorstellte, haben es in sich: Rund 700 Mitarbeiter müssen bis zur Jahresmitte gehen – rund ein Fünftel der Belegschaft ist damit betroffen. Damit wird aber nicht Schluss sein, heißt es in München. O2-Chef Smith Basterra werde voraussichtlich auch das Handy-Netz auslagern und damit dem Vorbild von E-Plus folgen. Mehrere hundert Mitarbeiter würden dann zu einem Dienstleister wechseln. Ein O2-Sprecher sagt dazu: "Eine Auslagerung ist nicht ausgeschlossen." Es sei aber nichts entschieden. (Martin Murphy, dpa-AFX) / (jk)