22C3: P2P-Netzwerk Freenet beschleunigt Datentransfer

Ian Clarke, der Gründer des Filesharing-Dienstes Freenet, stellt Verfahren vor, die den Datentransfer des anonymen P2P-Netzes verbessern sollen.

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Ian Clarke, der Erfinder des anonymen Filesharing-Dienstes Freenet, hat auf dem 22. Chaos Communication Congress (22C3) in Berlin einen Ausblick auf das nächste Update der Peer-2-Peer-Software gegeben. Die kommende Version 0.7 soll demnach den Datentransfer per Social Networking sowie einer effizienteren Peer-Anordnung deutlich verbessern. Die Nutzer, die einzelne Knoten im Netz betreiben, können so künftig in einem "Dark Network" separate Zirkel von vertrauenswürdigen Freunden aufbauen. Innerhalb dieser "Sozialen Netzwerke" sollen die Daten schneller fließen und der Community-Aspekt verstärkt werden.

Hintergrund ist das Small-World-Phänomen, nach dem die Knotenpunkte eines Bekanntenkreises in der Regel über höchstens sechs Zwischenstationen erreicht werden können, die nicht zum jeweiligen Zirkel gehören, sondern nur als Vermittler dienen. Die einzelnen Peers bringt ein spezieller Algorithmus in eine virtuelle Kreisstruktur und nähert sie so einander an. Entscheidend ist, so Clarke, wen man in sein Freundesnetz aufnimmt. "Es liegt in der Verantwortung der Nutzer zu sagen: Ich vertraue dieser Person", erklärte der Ire.

Bei der Verkleinerung der Routing-Abstände zwischen den Peers orientierten sich die Freenet-Entwickler an Greedy Routing, einem Modell des Informatikprofessors Jon Kleinberg. Demnach erhalten die Nutzer-Stationen numerische Identitäten und werden Knoten in einer Ringstruktur. Damit werde ein Routing zwischen den sich jeweils vertrauenden und sich "am nächsten" liegenden Knoten möglich.

Den Algorithmus "haben wir in die Freenet-Software implementiert", verkündete Clarke. Die Entwicklung befinde sich aber noch in einer "sehr frühen Phase" und es seien noch einige Fragen zu klären, beispielsweise, wie man falsche Ortsangaben verhindern kann oder wie das Programm möglichst ohne Benutzereingriffe in Firewall-Umgebungen laufen kann. Möglicherweise wird sich Freenet beim letzteren Punkt einer UDP-Signalisierung bedienen, wie sie von der VoIP-Software Skype bekannt ist. Auch überlegt das Freenet-Team, wie eine unerwünschte Zensur verhindert werden kann, denn mit der neuen Version wird jeder Nutzer "seine" Position im Netz wählen können und so mehr Einfluss darauf haben, welche Daten wem zugänglich sind. Auch für den Schlüsselaustausch zwischen den Nutzern, die sich gegenseitig als vertraut kennzeichnen, müssten noch einfache Wege gefunden werden.

Freenet ist ein freies, nichtkommerzielles P2P-Netzwerk, in dem die Teilnehmer ungefiltert Informationen austauschen und damit etwaige Zensurgelüste umgehen können. Statt über einen zentralen Dienst, über den alle Informationen laufen, werden die Informationen dezentral verteilt. Der Client verschlüsselt die Daten zur Übertragung und leitet sie über andere P2P-Knoten zum Empfänger. Im Unterschied zu anderen Tauschbörsen entscheidet bisher nicht der Teilnehmer darüber, welche Dateien er an andere weiterleitet. Die Software bestimmt selbst anhand der Beliebtheit einer Datei, ob sie im lokalen Freenet-Speicher vorgehalten wird. (Stefan Krempl)/ (dz)