Best Practices für die Entwicklung mobiler Unternehmens-Apps

Apps sind speziell für den Einsatz auf mobilen Endgeräten konzipiert. Sie lassen sich im Allgemeinen gegenüber Desktop-Anwendungen einfacher bedienen und bieten grundsätzlich andere Einsatzmöglichkeiten. Der Artikel gibt wichtige Tipps für die Entwicklung mobiler Apps.

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Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Christian Rühl
  • Thorsten Schenkel
Inhaltsverzeichnis

Apps sind speziell für den Einsatz auf mobilen Endgeräten konzipiert. Sie lassen sich im Allgemeinen gegenüber Desktop-Anwendungen einfacher bedienen und bieten grundsätzlich andere Einsatzmöglichkeiten. Der Artikel gibt wichtige Tipps für die Entwicklung mobiler Apps.

Die eingangs erwähnten Vorteile von Apps sowie zunehmend preiswertere und leistungsfähigere Endgeräte lassen die Nachfrage nach Apps kontinuierlich steigen. Aber auch die Anforderungen an Apps steigen in gleichem Maße. Unternehmen haben damit begonnen, Apps in unterschiedlichen Bereichen ihres Arbeitsalltags zu integrieren, etwa zur Vertriebsunterstützung, Echtzeitdarstellung relevanter Unternehmensdaten, Kundenbindung oder Optimierung der eigenen Geschäftsprozesse. Dieser Umstand wirft neue Fragen auf und stellt die Entwickler vor neue Herausforderungen, denen zur Sicherung eines längerfristigen Erfolgs zu begegnen ist.

Wer für mobile Endgeräte entwickeln möchte, kann zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen Ansätzen wählen:

  • Sogenannte native Apps werden mit einem Software Development Kit (SDK) für das jeweilige Betriebssystem erstellt. Diese Apps sind ausschließlich auf der jeweilig dafür vorgesehenen Zielplattform lauffähig und lassen sich nicht auf einer anderen Umgebung ausführen.
  • Webapps dagegen setzen auf HTML5 als plattformunabhängige Basistechnik, die es diesen Apps ermöglicht, innerhalb eines Browsers auf allen modernen mobilen Endgeräten zu laufen.
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Präambel

Da die Autoren aufgrund der aktuellen Marktentwicklung davon ausgehen, dass den Markt für mobile Endgeräte in naher Zukunft vor allem Android und iOS dominieren werden, konzentriert sich der Artikel auf diese beiden Betriebssysteme.

Da das Schreiben nativer Apps grundlegend von der von Webapps differiert, gehört die Entscheidung über den bestmöglichen Entwicklungsansatz zu den ersten und folgenschwersten im Entwicklungsprozess. Von ihr hängt unter anderem ab:

  • welche Gerätefunktionen sich in der App nutzen lassen,
  • wie hoch der Migrationsaufwand bei Ausweitung der unterstützten Zielplattformen ausfällt, und
  • ob sich gegebenenfalls die Rendite infolge einer Umsatzbeteiligung des App-Store-Betreibers verringert.

Während native Apps dank des jeweiligen nativen SDKs auch auf gerätespezifische Funktionen des Hostgeräts gut zugreifen können, sind Webapps (noch) nicht oder in nur eingeschränktem Umfang hierzu in der Lage. HTML5 befindet sich noch in der Entwicklung. Derzeit ist die quantitative und qualitative Unterstützung von HTML5-Features stark vom jeweiligen Browser des Anwenders abhängig. Das Problem zeigt sich vor allem bei der Webapp-Entwicklung für Android, da sich der Anwender hier aus einer Vielzahl unterschiedlicher – und hinsichtlich HTML5 auch unterschiedlich leistungsfähiger – Browsertechniken bedienen kann.

Unterstützt durch die rasche Evolution mobiler Browser und clientseitiger HTML5-Frameworks ist für die nähere Zukunft zu erwarten, dass HTML5 sowohl im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit als auch hinsichtlich des Funktionsumfangs und der Homogenität der qualitativen Realisierung zu den nativen SDKs aufschließen wird. Das Versprechen von HTML5, einen "one fits all"-Ansatz bereitzustellen, können die derzeit zur Verfügung stehenden Implementierungen – zumindest für komplexe Anwendungen und im direkten Vergleich zu nativen Apps – jedoch noch nicht einlösen.

Wer zumindest einige der Unzulänglichkeiten von HTML5 kompensieren möchte, dem sei ein Blick auf "hybride Apps" empfohlen. Bei ihnen handelt es sich im Kern um Webapps, die auf dem Endgerät allerdings nicht in einem Browser bedient werden, sondern in den Rahmen einer nativen App eingebettet sind. In der Tat ist es auf den ersten Blick für einen Laien nicht ersichtlich, ob eine Anwendung nativ oder als hybride App entwickelt wurde, zumal hybride wie native Apps über die jeweiligen App-Stores der Betriebssystemhersteller verteilt werden. Frameworks zum Erstellen hybrider Apps gibt es reichlich, zum Beispiel PhoneGap, Titanium Appcelerator, Brightcove App Cloud oder Adobe AIR.

Diese Frameworks unterstützen mittlerweile sowohl Android als auch iOS und bieten zudem eine "Bridge", mit der Webanwendungen per JavaScript-API auf spezifische Funktionen des jeweiligen Zielgeräts zurückgreifen können. Somit kombinieren hybride Apps einige Vorteile von nativen und Webapps, nämlich vor allem die Unterstützung gerätespezifischer Funktionen und die Plattformunabhängigkeit. Zusätzlich wird die Entwicklungskomplexität durch Begrenzung auf eine einzelne HTML5-Implementierung deutlich reduziert (unter iOS und Android kommt für hybride Apps ausschließlich die WebKit-Engine zum Einsatz).

Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Entwicklungstechnik ist allerdings nicht allein von technischen, sondern zunehmend auch von betriebswirtschaftlichen Kriterien bestimmt. Wird zum Beispiel eine native oder eine hybride App über den App-Store des Betriebssystemherstellers vertrieben, gehen meist 30 Prozent des erzielten Umsatzes an diesen. Gleiches gilt für den Umsatz, den der Entwickler aus dem Bezug weiterer kostenpflichtiger Inhalte direkt aus der App heraus generiert.

Darüber hinaus besteht vor allem bei der iOS-Entwicklung ein inhärentes Risiko, dass die App im Rahmen einer Review durch den Shop-Betreiber nicht für den App-Store zugelassen wird. Daher ist es dringend erforderlich, die jeweiligen Kriterien zur Aufnahme in den Store bereits im Vorfeld des Projekts zu evaluieren. Auch dann gibt es jedoch keine Garantie für die Aufnahme in oder den dauerhaften Verbleib: Apple ändert beispielsweise zum einen seine Review Guidelines des Öfteren, und andererseits weist die Formulierung der darin definierten Leitsätze Unschärfen auf, die teilweise Spielräume für die Auslegung durch den zuständigen Apple-Reviewer eröffnen. Um derartige Risiken für die Veröffentlichung und Renditeminderungen zu umgehen, bietet sich der Weg über Webapps an, den zum Beispiel Amazon oder die Financial Times für ihre Apps gewählt haben.